Anlagen-Kolumne

Jahrzehnt des Produktivkapitals

Unternehmen werden vom Bedarf der neuen Mittelschicht in den Schwellenländern profitieren. Anleger sollten diese Entwicklung berücksichtigen.

Von Gottfried Urban Veröffentlicht:

Wenn es um Aktien geht, bekommen viele Anleger ein ungutes Gefühl. In den vergangenen zehn Jahren haben gerade deutsche Investoren den Aktienanteil ihres Depots sukzessive reduziert.

Jede Börsenkrise führte zur Reduzierung der Aktienquote. Selbst in Erholungsphasen blieben die Anleger übervorsichtig. Zweifellos: Die zunehmende Volatilität an den Märkten verlangt nach starken Nerven.

Doch die Zurückhaltung könnte Investoren jetzt um satte Gewinne bringen. Denn alle Anzeichen deuten darauf hin: Dieses Jahrzehnt steht im Zeichen des Produktivkapitals.

Dies liegt auch an den Rahmenbedingungen: Rettungsschirme, Internationaler Währungsfonds (IWF) und Europäische Zentralbank (EZB) orientieren sich im Zuge der Krisenbewältigung immer stärker am amerikanischen Modell.

Man versucht, durch eine Niedrigzinspolitik die Märkte zu stabilisieren. So können aktuell europäische Banken noch bis Ende Februar 2012 nahezu unbegrenzt Geld von der EZB abrufen - zu einem Prozent Festzins für drei Jahre.

Zinsen werden unten bleiben

Am Ende werden in den Bankenbilanzen deutlich über 1000 Milliarden Euro neu zur Veranlagung liegen.

Die Politik wird neben einer unternehmerfreundlichen Politik alles versuchen, um die Zinsen möglichst lange so gering wie möglich zu halten und die Inflation bei drei bis vier Prozent "laufen zu lassen".

Davon werden Unternehmen profitieren. Lässt man die Banken außen vor, geht es Unternehmen bereits jetzt sehr gut. Weil die weltweite Wirtschaft auch in den nächsten zehn Jahren um vier Prozent per anno wachsen wird, blicken insbesondere global agierende Unternehmen aus den defensiven Branchen einer ertragreichen Zukunft entgegen.

Ihre Produkte, ob Medikamente oder Nahrungsmittel, werden aufgrund steigender Nachfrage einen Absatzmarkt finden. Die Unternehmen werden insbesondere vom Bedarf der neuen Mittelschicht in den Schwellenländern profitieren. Auch Anleger sollten diese Entwicklung berücksichtigen und entsprechend investieren.

Dividenden höher als die Zinsen

Hinzu kommt: Bezieht man die derzeit hohen Unternehmensrenditen (Dividendenzahlungen und Substanzkennzahlen) mit ein, sind Aktien in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr so günstig gewesen wie heute.

Die Gewinne konnten in den letzten zehn Jahren im Schnitt um über 200 Prozent gesteigert werden. Vor zehn Jahren lag die durchschnittliche Dividende bei Dax-Unternehmen bei zwei und der Zins bei fünf Prozent. Aktien waren im Verhältnis zum Gewinn also zu teuer.

Heute stellt sich die Situation genau umgekehrt dar: Die Zinsen liegen bei einem Prozent, die Dividenden bei vier Prozent. Die Angst der Anleger vor Aktieninvestitionen scheint daher unbegründet.

Um mit den Worten des bereits jetzt legendären Investors Warren Buffet zu sprechen: "Sei ängstlich, wenn andere gierig sind. Sei gierig, wenn andere ängstlich sind."

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“