Anlagen-Kolumne

Notenbankpolitik und Börsengefühl geben Rückenwind

Die Zinssenkungspolitik der Europäischen Zentralbank sorgt derzeit für gute Stimmung an den Aktienmärkten. Eine Insolvenz Griechenlands könnte dies aber ändern.

Von Jens Ehrhardt Veröffentlicht:

Die positive Börsentendenz in Deutschland dürfte anhalten. Neben der Tatsache, dass deutsche Aktien aufgrund der weiter steigenden Gewinne und der gefallenen Aktienkurse heute deutlich günstiger sind als noch vor einem Jahr, spricht das Gefühl und die generösen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) für eine anhaltend freundliche Börsentendenz.

Nachdem der ehemalige EZB-Präsident Trichet das Amt verlassen hatte, drehte sich die EZB-Politik unter Draghi deutlich. Ähnlich wie die US-Notenbank Fed schwenkte auch die EZB auf einen weniger restriktiven Kurs ein.

Anders als die Amerikaner wird allerdings das System nicht direkt, sondern über den Umweg der Banken gestützt.

Inzwischen wurden zwei Zinssenkungen vorgenommen und die südeuropäischen Anleihemärkte massiv unterstützt, indem den Banken günstiges Geld zur Verfügung gestellt wird, welches sie zum Kauf hochrentierlicher, südeuropäischer Staatsanleihen verwenden können.

Eine Insolvenz spanischer Banken galt 2011 noch als große Gefahr, ist inzwischen aber deutlich weniger wahrscheinlich. Durch die neuerlichen Maßnahmen dürfte das systemische Risiko, welches von den Banken ausgeht, deutlich reduziert worden sein.

1.400 Milliarden Euro Börsenwert für alle deutschen AGs

Gegenwärtig wird den Banken erneut die Möglichkeit gegeben, sich zum Zinssatz von nur einem Prozent für drei Jahre frisches Geld zu besorgen. Es stehen dabei Volumina von 1 000 Milliarden Euro im Raum. Zum Vergleich: Der Börsenwert aller gelisteten deutschen Aktiengesellschaften beträgt 1.400 Milliarden Euro.

Vor diesem Hintergrund sind die Sektor-Rotation und die starke Entwicklung der europäischen Banken nachvollziehbar. Dennoch bleibt die Kreditgewährung, zu der die europäischen Banken derzeit bereit sind, weiter schwach.

In den USA sieht das anders aus. Die stark gefallenen Ausfallquoten bei privaten und gewerblichen Krediten ermöglichen eine offensivere Kreditvergabe. Sichtbar wird dies an der US-Geldmenge M1, die ein wesentlicher Börseneinflussfaktor ist. Auch das Börsensentiment in den USA ist derzeit optimistischer als in Deutschland.

Dies sollte allerdings mit einem weiteren Anstieg zunehmend kritisch gesehen werden, denn weit ist die Zone nicht mehr davon entfernt, dass die Stimmungsindikatoren als überhitzt gelten.

Fazit: Es scheint als würde die EZB keine Bank in Schwierigkeiten geraten lassen, wenn der Fall eintritt, dass Griechenland Insolvenz anmeldet. Rückschläge, die durch dieses Ereignis ausgelöst werden, dürften die Stimmung deutlich eintrüben und sollten Kaufgelegenheiten eröffnen.

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