Immobilienmarkt

Die Schweiz schottet sich ab

Die Eidgenossen wollen Ausländern den Erwerb von Ferienimmobilien und Aktien von Wohnungsgesellschaften verbieten.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Schweizer Politiker wollen Ausländern den Zugang zum Wohnimmobilienmarkt versperren.

Schweizer Politiker wollen Ausländern den Zugang zum Wohnimmobilienmarkt versperren.

© jehawe / shutterstock.com

BERN. Für deutsche Kapitalanleger könnte es bald unmöglich werden, in Schweizer Wohnimmobilien zu investieren. Politiker wollen Ausländern verbieten, Zweitwohnsitze und Aktien börsennotierter Wohnungsgesellschaften zu erwerben.

Steigende Mieten und Immobilienpreise treiben die Wohnkosten in der Schweiz kräftig in die Höhe. Eigentumswohnungen haben sich nach einer Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich seit 2007 in etlichen Regionen im Schnitt um mehr als 50 Prozent verteuert.

Die Mieten sind seither um bis zu 35 Prozent gestiegen. Das führt - wie auch in Deutschland - zu massiven Protesten in Großstädten.

Jeder vierte Einwohner ist zugereist

Das Problem ist zum Teil hausgemacht: Unternehmen finden im Inland nicht mehr genügend gut ausgebildete Beschäftigte und werben deshalb immer mehr Fachkräfte aus dem Ausland an.

Fast jeder vierte der acht Millionen Einwohner ist nach Angaben der Schweizer Statistikbehörde aus dem Ausland zugereist.

Der Wohnungsbau hat mit der Entwicklung jedoch nicht Schritt gehalten. "Es wurden zu wenige neue Wohnungen gebaut", sagt Daniel Stocker, Chefresearcher der Immobilienberatungsgesellschaft Colliers International in Zürich.

Zudem sind nach dem Ausbruch der Finanzkrise immer mehr Privatanleger aus den Euro-Staaten mit ihrem Geld in Schweizer Immobilien geflüchtet. Auch zahlreiche Ärzte aus Deutschland haben Ferien- oder Eigentumswohnungen als Vermietungsobjekte erworben oder in Aktien helvetischer Wohnungsgesellschaften investiert.

"Der Zustrom ausländischen Kapitals hat mit zum kräftigen Anstieg der Immobilienpreise und der Aktienkurse von Wohnungsgesellschaften beigetragen", sagt Günter Vornholz, Professor für Immobilienökonomie an der EBZ Business School in Bochum.

Zwei Anträge im Parlament

Wegen der massiven Proteste der Bevölkerung wollen Schweizer Politiker nun Ausländern den Zugang zum Wohnimmobilienmarkt versperren.

Mehr als 70 der 200 Nationalräte haben jetzt zwei Anträge im Parlament eingebracht. Finden diese eine Mehrheit, werden von 2014 an nur noch Schweizer Bürger oder dauerhaft im Land beschäftigte Ausländer Wohnungen und Eigenheime erwerben können.

Kurzfristig könnte dies noch zu einer Kaufwelle führen, weil ausländischen Eigentümer ein Bestandsschutz zugesichert werden soll. Darüber hinaus soll es Ausländern untersagt werden, Aktien an Schweizer Immobiliengesellschaften zu halten, die in Wohnungen investiert sind.

Nutznießer wären helvetische Pensionskassen, die den Großteil des von ihnen verwalteten Vermögens im eigenen Land anlegen.

Die Aktienkurse der Wohnungsgesellschaften sind in den vergangenen vier Jahren um rund 100 Prozent gestiegen, während die aus den Mieteinnahmen erzielten Dividenden in weit geringerem Umfang zulegten.

Dadurch erzielen Pensionskassen bei Neuanlagen heute geringere Dividendenrenditen als 2009. Nach einer Studie der Oberaufsichtskommission haben deshalb 41 der Vorsorgeeinrichtungen Probleme, ihre Leistungsversprechen zu erfüllen.

Außnahme sind Gewerbeimmobilien

Deutsche Anleger haben bei Schweizer Immobilienaktien vor allem auf Papiere jener Gesellschaften gesetzt, die an hiesigen Börsen notiert sind: Mobimo, PSP Swiss Property und Swiss Prime Site.

Seit Beginn der Diskussion um ein Investmentverbot für Ausländer sind ihre Kurse um mehr als zehn Prozent gefallen.

Allerdings würde ein Verbot nicht alle drei Unternehmen gleichermaßen treffen.

"PSP und Swiss Prime sind primär in Gewerbeimmobilien investiert und könnten ihre Wohnungsbestände leicht veräußern, um weiter an ausländisches Kapital zu gelangen", sagt Stephan Kloes, Inhaber der Schweizer Investmentberatungsgesellschaft KRE.

Bei Mobimo hingegen zählen Wohnungen zum Kerngeschäft, sodass deren ausländische Aktionäre das Verbot voll treffen würde.

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