Börse

Auch bei Anleihen sind gute Nerven gefragt

Wer in Staatsanleihen investiert, muss sich des Risikos von Zinsschwankungen bewusst sein. Für sicherheitsorientierte Anleger mit langem Anlagehorizont bilden diese Papiere aber nach wie vor einen wichtigen Portfoliobaustein.

Von Jürgen Lutz Veröffentlicht:
Auch Staatsanleihen sind Kursschwankungen unterworfen.

Auch Staatsanleihen sind Kursschwankungen unterworfen.

© Denis Junker / Fotolia.com

NEU-ISENBURG. Bundesanleihen sind sicher - oder? Wer mit dieser Vorstellung 2015 auf Schuldtitel des Bundes gesetzt hat, dürfte es nun besser wissen. Denn im ungünstigsten Fall stehen seitdem Verluste von zehn Prozent zu Buche. Schuld daran war ein abrupter Zinsanstieg im Frühjahr.

Er hat die Kurse der Anleihen auf Talfahrt geschickt. Viele Anleger fragen sich nun: Was tun mit den angeblichen Rentenpapieren?

Wertpapiere der Bundesrepublik gelten deshalb als Inbegriff der Sicherheit, weil niemand daran zweifelt, dass der deutsche Staat künftig nicht nur seine Zinsen zahlen, sondern auch seine Schulden begleichen wird. "Daraus folgt aber nicht, dass die Kurse der Anleihen bis zu ihrer Fälligkeit nicht schwanken könnten.

Wer eine Anleihe vor Ende ihrer Laufzeit verkauft, bekommt unter Umständen weniger zurück, als er investiert hat", erklärt Claus Walter von der Freiburger Vermögensmanagement GmbH.

Herbe Verluste bei langer Restlaufzeit

Diese Erfahrung mussten Anleger machen, die im März dieses Jahres Bundesanleihen gekauft haben, denn kurz darauf brachen die Kurse teils kräftig ein: So verloren Schuldtitel mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren bis Ende August gut vier Prozent, bei Staatsanleihen mit 30 Jahren Laufzeit ist es sogar rund ein Zehntel.

"Zum Unterschied bei den Verlusten kommt es, weil Anleihen mit längerer Laufzeit stärker auf Zinsänderungen reagieren", erläutert Andreas Glogger von der Glogger & Rogg GmbH Vermögensverwaltung in Krumbach.

Diese Anleger dürften nicht die einzigen sein, die von der Wertentwicklung ihrer Anleihen beziehungsweise ihrer Rentenfonds enttäuscht sind. Allein im vergangenen Jahr flossen den Managern der aktiv verwalteten Anleihefonds nach Angaben des Investmentverbandes BVI netto rund 17 Milliarden Euro zu.

Seither kam es zu einer eindrucksvollen Achterbahnfahrt der Kurse, was insbesondere die Nerven sicherheitsorientierter Anleger naturgemäß strapaziert. Für sie stellt sich die Frage: Was war die Ursache des plötzlichen Zinsanstiegs im Frühjahr - und könnten diesem bald weitere folgen?

Unter Experten sind die Gründe für den Zinsanstieg umstritten. Manche meinen, dass es die Notenbanken selbst sind, die ungewollt den Boden dafür bereiten.

So zeigt etwa eine Untersuchung der amerikanischen Bank J.P. Morgan: Die Frequenz wie auch der Umfang des Handels mit Staatsanleihen sind in den letzten Jahren gesunken, denn seither nehmen die Notenbanken durch ihre massiven Käufe dem Markt quasi Anleihen weg.

Zweifel an echter Zinswende

Die Folge: Es reichen schon wenige größere Verkäufe, um die Anleihekurse zu drücken oder sogar auf Talfahrt zu schicken. Nach Claus Walters Ansicht ergeben sich aus dieser Analyse zwei Konsequenzen: "Zwischenzeitlich kann es zwar zu kleineren Zinsanstiegen kommen, doch dürfte es sich um keine echte Zinswende handeln."

Dafür spricht auch das Vorgehen der Notenbanken, die direkt nur die kurzfristigen Leitzinsen kontrollieren können, sich aber extrem schwertun, diese zu erhöhen. "Zu einer echten Zinswende würden auch spürbar höhere Leitzinsen gehören", sagt Andreas Glogger.

Fazit: Anleger müssen künftig mehr als zuvor mit teils deutlichen Kursschwankungen bei Anleihen rechnen. "Wer Bundesanleihen mit attraktiven Kupons hält, kann solche Schwankungen aussitzen, wenn er sie bis zur Fälligkeit hält", rät Walter.

Andernfalls können Aktienfonds, die defensive und dividendenstarke Unternehmen kaufen, eine Alternative sein: "Diese Fonds schwanken zwar ein wenig mehr im Wert, bringen aber dauerhaft höhere Erträge als die meisten Anleihen", erklärt Vermögensverwalter Glogger.

Für sicherheitsbewusste Anleger bleiben Staatsanleihen gleichwohl eine gute Wahl. Seit Juni sinken deren Zinsen leicht, die Kurse steigen wieder. Glogger: "Insofern fungieren sie weiter als sicherer Hafen, wenn es an den Finanzmärkten stürmt. Konservative Anleger können auf solche Anleihen nicht verzichten."

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