Altersvorsorge

Versorgungswerke sitzen auf 184 Milliarden Euro

Auf die Frage nach der Leistungsfähigkeit der Versorgungswerke tut sich die Bundesregierung mit dem Blick in die Glaskugel schwer. Die Anzahl der Rentenempfänger werde wohl weiter deutlich zunehmen.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Im Alter jeden Pfennig einzeln umdrehen? – Kein Szenario, das auf die Mitglieder der Versorgungswerke zuträfe.

Im Alter jeden Pfennig einzeln umdrehen? – Kein Szenario, das auf die Mitglieder der Versorgungswerke zuträfe.

© Alexander Raths / Fotolia.com

BERLIN. In der berufsständischen Altersversorgung der Ärzte kamen im Berichtsjahr 2015 auf einen Rentenempfänger 4,2 Beitragszahler. Zum Vergleich: Bei den Apothekern etwa beträgt das Verhältnis eins zu 3,1. Das geht aus einer aktuellen Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen hervor. Die Fraktion hatte sich wie kurz berichtet nach Struktur, Entwicklung und Leistungsfähigkeit der Versorgungswerke erkundigt.

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2015, so die Bundesregierung unter Verweis auf Daten der Arbeitsgemeinschaft berufsständischer Versorgungseinrichtungen (AbV), zahlten 351.041 Ärzte bei Versorgungswerken ein. Renten erhielten im gleichen Jahr 82.373 Ärzte. Damit hat bei der stärksten Berufsgruppe innerhalb der berufsständischen Altersversorgung gemäß allgemeinem Trend die Anzahl der Leistungsempfänger zwischen 2013 und 2015 deutlich stärker zugelegt (+7,0 Prozent) als die der Einzahler (+3,0 Prozent). Wie sich das Verhältnis der Einzahler zu den Empfängern künftig entwickeln wird, sei konkret nicht zu beziffern, so die Regierung. Da viele Versorgungswerke erst in den 1980er-Jahren oder später gegründet wurden, sei der Empfängerbestand "noch nicht ausgereift". In den nächsten zwei Dekaden sei "mit einer steigenden Zahl an Rentenempfängern zu rechnen".

822.516 zahlende Mitglieder zählten die Versorgungswerke der verkammerten freien Berufe 2015. Gegenüber 2013 ist das ein Zuwachs um 4,3 Prozent. Im gleichen Zeitraum nahm die Anzahl der Rentenempfänger um acht Prozent auf 229.010 zu.

Keine Angaben konnte die Bundesregierung zu der Frage machen, wie viele Selbstständige und wie viele Angestellte in den Versorgungswerken versichert sind. Ebenso fehlen Zahlen, wie viele Anträge auf Befreiung von der gesetzlichen Rentenversicherung aufgrund der Mitgliedschaft in einem Versorgungswerk gestellt wurden oder wie lange im Schnitt Rente bezogen wird.

2015 betrug die durchschnittliche Altersrente über sämtliche Versorgungswerke für verkammerte freie Berufe hinweg 2078 Euro monatlich. Zum Vergleich: Im frühesten angegebenen Berichtsjahr (2008) waren es knapp 1970 Euro. Aus dieser Veränderung lasse sich allerdings nicht auf die Höhe der Rentenanpassung schließen, betont die Bundesregierung. Nach Berufsgruppen differenzierte Daten liegen nicht vor. Ärzte sollten aber regelmäßig besser versorgt sein; in Nordrhein beispielsweise zahlte die dortige Ärzteversorgung 2014 im Schnitt monatlich 2862 Euro aus.

Bei einer Bestandsaufnahme der Versorgungswerke darf die Frage nach den Auswirkungen der Niedrigzinsphase natürlich nicht fehlen. Mit konkreten Zahlen hält sich die Bundesregierung bedeckt. Wenig überraschend erfolgt die Auskunft, die anhaltende Niedrigzinsphase wirke sich "auch auf die kapitalgedeckten Systeme der (...) Versorgungswerke" aus. Die hätten "in der Vergangenheit verschiedene Sicherungsmaßnahmen ergriffen".

Dazu zählten der Aufbau einer Zinsrückstellung, die Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67, eine Absenkung des Rechnungszinses, die Aufstockung der Sicherheitsrücklage sowie eine zurückhaltende Ausschüttung von Überschüssen. Bei Fortdauer der Niedrigzinsphase seien "weitere Einschnitte erforderlich", heißt es, "möglicherweise auch auf der Leistungsseite". Bisher sei nach Auskunft der AbV aber kein Versorgungswerk ernsthaft in Schieflage geraten.

Das wird durch einen Blick auf die Vermögenslage bestätigt. 2015 summierte sich das Anlagevermögen aller bundesweit 89 Versorgungswerke der verkammerten freien Berufe auf 184 Milliarden Euro, die Beitragssumme auf knapp neun Milliarden Euro. Damit nahm das jährliche Beitragsvolumen von 2005 bis 2015 um 54 Prozent zu, das Anlagevermögen stieg dagegen um 91 Prozent.

Spuren hinterlässt die Niedrigzinsphase in der Vermögensstruktur. 2011 hielten die Versorgungswerke 70 Prozent ihrer Gelder in festverzinslichen Anlagen, 2015 nurmehr 56 Prozent. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich der Aktienanteil von 16 auf 20 Prozent. Freilich war er auch schon mal höher: Zu Zeiten des Börsenbooms erreichte er im Jahr 2000 mit 27 Prozent den bisherigen Peak. Stärkeren Zuspruch als in den Vorjahren erfahren seitens der Versorgungswerke aktuell Unternehmensbeteiligungen, Immobilien sowie sonstige, nicht näher benannte Bankeinlagen.

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