Dr. Jonas Hofmann-Eifler, Arzt in Weiterbildung

Warum ich meine eigene Niederlassung kaum erwarten kann

Jonas Hofmann-Eifler will Hausarzt werden – und er will eine eigene Praxis eröffnen. Dass so mancher seiner Kollegen gegen die Niederlassung ätzt, beeindruckt ihn nicht. Warum, erklärt der 30-Jährige in seinem Beitrag im Blog der "Ärzte Zeitung".

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Niederlassen oder in die Anstellung gehen? Für junge Ärzte eine schwierige Entscheidung.

Niederlassen oder in die Anstellung gehen? Für junge Ärzte eine schwierige Entscheidung.

© Aycatcher / fotolia.com

Hier bin ich nun, im vierten Weiterbildungsjahr zum Facharzt für Allgemeinmedizin. Ja, ich will tatsächlich Hausarzt werden und mich in eigener Praxis niederlassen. Oh, da höre ich schon kritische Stimmen: 30? Viel zu jung für diesen Job! Ich halte dagegen: Das ist mein großer Vorteil.

Dr. Jonas Hofmann-Eifler

Warum ich meine eigene Niederlassung kaum erwarten kann

© Fotostudio Stock-Müller

Dr. Jonas Hofmann-Eifler, 30 Jahre alt, befindet sich im vierten Jahr der Facharztweiterbildung Allgemeinmedizin und arbeitet derzeit in einer Praxis für Orthopädie und Unfallchirurgie in Emmendingen bei Freiburg.

Vorher war er Assistenzarzt in der Inneren Medizin des Ortenau Klinikums Offenburg und in der Endokrinologie/Diabetologie des Universitätsklinikums Freiburg.

Derzeit bin ich seit fünf Monaten in einer sportbegeisterten Orthopädiepraxis angestellt und werde finanziell von der Kassenärztlichen Vereinigung gefördert, ein wirklich guter Deal.

Warum unbedingt Allgemeinmedizin? Als ich vor wenigen Tagen den neuen Kinofilm "Der Landarzt von Chaussy" im Kino sah – übrigens sehr empfehlenswert auch für Nicht-Allgemeinmedizin-Interessierte – wurde mir nochmals klar, warum ich dieses Fach so liebe: In keiner anderen medizinischen Disziplin außer vielleicht der Pädiatrie kann ich so viel Wissen aus Studium und Assistenzarztzeit im Arbeitsalltag anwenden. Dafür hat sich das harte und lange Studium regelrecht gelohnt.

Das ganze Leben lang

Wir Allgemeinmediziner sind die einzigen Ärzte, die die Patienten das ganze Leben lang ganzheitlich betreuen dürfen. Wir können eine tragfähige Bindung zu ihnen aufbauen, die uns häufig hilft, rasch die richtige Diagnose zu stellen und die Patienten gezielt und ohne häufige Überweisungen zu Spezialisten zu heilen.

Ich bin als Hausarzt fast immer der erste Ansprechpartner. Und uns Hausärzten wird vertraut, weil wir mit unseren und für unsere Patienten denken. Häufig auch auf Gebieten außerhalb der Medizin: Da braucht die eine wichtigen Beziehungsrat hinsichtlich ihres Partners, der andere eine Einschätzung seiner Geschäftsidee. 

Diese Abwechslung macht Freude. Morgens die Fünfjährige mit dem unklaren Ganzkörperausschlag, nachmittags der 92-Jährige, der mir stolz von seinem Halbmarathon berichtet.

Gatekeeper-Funktion ist wichtig

Der Patient weiß, dass ich ihn im Zweifelsfall an einen guten Spezialisten überweise. Für eine gute Entwicklung unseres Gesundheitssystems ist es sehr wichtig, dass diese Wächter- oder auch Gatekeeper-Funktion des Hausarztes politisch noch mehr gestärkt wird. 

Dann würden mehr überflüssige Besuche bei Spezialisten vermieden und somit auch Geld gespart werden. Dieses könnte zum Beispiel nachhaltig in Präventionsprogramme investiert werden.

Ich bin stolz, Hausarzt werden zu dürfen. Medizinisch wird es in der Hausarztpraxis selten langweilig: Impfen, Ultraschall, Vorsorgeuntersuchungen, Kinder als Patienten, kleine chirurgische Eingriffe, Reiseberatung – und vieles mehr.

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