Mehr Teamarbeit ermöglicht höhere Qualität

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BERLIN (af). Der dreistufige Aufbau der Versorgung Krebskranker in Deutschland nimmt zwar Gestalt an. Organ-Krebszentren, onkologische Zentren und die onkologischen Spitzenzentren stehen allerdings noch weitgehend unvernetzt in der Versorgungslandschaft, sagten Vertreter von Krebshilfe, Krebsgesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften beim Krebskongress in Berlin.

"Es wird zu viel therapiert, ohne andere Fachdisziplinen einzubeziehen." Professor Michael Bamberg Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft

"Es wird zu viel therapiert, ohne andere Fachdisziplinen einzubeziehen", beschrieb Professor Michael Bamberg, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft, die Gründe, weshalb die Versorgung von Tumorpatienten neu strukturiert werden soll.

Fallbesprechungen erhöhen Versorgungsqualität

Das dreistufige Modell sei die richtige Antwort auf die Qualitätsdefizite, die sich aus dem Mangel an interdisziplinärem Arbeiten ergäben. Nach den Fallbesprechungen vor einer Ersttherapie zwischen allen beteiligten Disziplinen ändere sich für ein Fünftel der Patienten die Therapieempfehlung, die der Fachkollege ursprünglich ausgesprochen hatte, sagte Bamberg. Ärzte aus vier Disziplinen sollen immer am Tisch sitzen, wenn ein Fall besprochen wird: Pathologen, Radiologen, Radioonkologen und Hämatoonkologen. Dass der Operateur ebenfalls gehört werde, verstehe sich von selbst.

Die Organ-Krebszentren bilden die Basis des Dreistufenmodells. Bislang gibt es 163 Brustzentren, 42 Darmzentren und - seit Januar - zwölf Prostatazentren. Lungen- und Hautzentren sind in Vorbereitung.

In einer weiteren Stufe wird von den onkologischen Zentren aus die Arbeit in den Organkrebszentren koordiniert. Palliativmedizin, die psychosoziale Versorgung und die Reha können von dort aus gesteuert werden, ebenso die Dokumentation, das Studienmanagement und die Aus- und Fortbildung. Onkologische Zentren sind in Vorbereitung.

Derzeit gibt es vier onkologische Spitzenzentren

Die Spitze der Pyramide sollen zehn Comprehensive Cancer Center oder onkologische Spitzenzentren sein. Vier gibt es bereits in Freiburg, Tübingen, Ulm und Dresden. Der Zertifizierungsprozess für sechs weitere läuft. Sie sollen den Wissenstransfer aus der Grundlagen- und der klinischen Forschung in den Versorgungsalltag beschleunigen. Der Bund fördert den Aufbau mit drei Millionen Euro in drei Jahren. Um den Vorwurf der Vetternwirtschaft zu umgehen, hatten sechs ausländische Experten die künftigen Leuchttürme der deutschen Onkologie ausgesucht.

Die Sprecher der neuen Allianz aus Krebsgesellschaft und Krebshilfe forderten zudem, dass künftig auch Niedergelassene und Kliniken ohne onkologischen Schwerpunkt in das Konzept eingebunden werden.

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