Verband wirbt für MVZ als Rettungsanker der Gemeinden

MVZ sind keine Bedrohung wohnortnaher Versorgung auf dem Land, sondern eine Chance, ärztliche Unterversorgung zu vermeiden, so der Bundesverband BMVZ.

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MVZ in Städten mit ländlichem Umfeld ein Rettungsanker für Gemeinden?

MVZ in Städten mit ländlichem Umfeld ein Rettungsanker für Gemeinden?

© INSADCO / imago

BERLIN (hom). Der Vorwurf wiegt schwer: Die Kliniken, heißt es, kauften Arztsitze auf und siedelten diese an ihren Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) in den Ballungszentren des Planungsraumes an.

Auf diese Weise gingen der Fläche Arztsitze verloren - dort also, wo Ärzte jetzt schon Mangelware seien. Der Geschäftsführer des Schleswig-Holsteinischen Gemeindetages, Jörg Bülow, hatte diesen Zeigefinger erst kürzlich in Richtung Klinik-MVZ erhoben.

Widerspruch erntet Bülow für seine These nun vom Bundesverband Medizinischer Versorgungszentren (BMVZ). Das Grundproblem des Ärztemangels auf dem platten Land habe nichts mit MVZ zu tun, sondern sei "ein generelles strukturelles Problem", sagt Verbandschef Dr. Bernd Köppl.

Äußerungen wie die von Bülow findet Köppl "zu kurz gegriffen". Die Nachbesetzung von Arztsitzen scheitere nicht daran, dass für Ärzte, die angeblich auf das Land wollten, keine Sitze da seien. "Es scheitert eher daran, dass sich außer bei den MVZ kaum ein Interessent findet, der die Arztsitze auf Dauer weiterführen möchte."

 Beruf und Familie zu vereinbaren, sei insbesondere für Frauen bei einer Einzelarztpraxis in ländlicher Gegend kaum möglich, so Köppl. Hinzu komme die höhere kulturelle und schulische Attraktivität einer Stadt. "Die Abwanderung von Ärzten in städtische Umgebung findet daher seit Jahren statt."

Allein mit dem Köder Geld ließen sich junge Ärzte daher kaum in ländliche Gebiete locken. Erfolgversprechender sei die Gründung von MVZ. Diese böten Ärzte attraktive, weil flexible Arbeitsbedingungen und garantierten den Patienten stabile Versorgungsstrukturen, auch über einen Arztwechsel hinweg, betont Köppl.

"MVZ in Städten mit ländlichem Umfeld sind daher keine Bedrohung der wohnortnahen Versorgung, sondern können gerade in Zeiten, in denen immer weniger Mediziner Landarzt werden wollen, ein Rettungsanker für die Gemeinden sein. Dafür müssten den MVZ aber Möglichkeiten eröffnet werden, "über Zweigpraxen auch in den Gemeinden eine Versorgung abzusichern".

Werben wollen Köppl und sein Verband diese Forderung unter anderem beim 6. Kongress der Gesundheitsnetzwerker, der am 16. und 17. März in Berlin stattfindet. Der Kongress gilt mittlerweile als wichtigste Ideenbörse für Ärztenetze, MVZ und Ärzte, die sich vernetzen wollen.

www.gesundheitsnetzwerker.de

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