Niedersachsen: Neues Krankenhausgesetz wird kritisiert

In Niedersachsen richtet sich die Förderung des Landes bislang allein nach der Planbettenzahl. Nun sollen leistungsbezogene Kriterien hinzukommen. Das gefällt nicht allen Akteuren.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Sieht die Beteiligung der KV als „unerlässlich“ an: Niedersachsens KV-Vize Dr. Jörg Berling.

Sieht die Beteiligung der KV als „unerlässlich“ an: Niedersachsens KV-Vize Dr. Jörg Berling.

© KVN

HANNOVER. Kaum ist das neue Niedersächsische Krankenhausgesetz beschlossen, hagelt es Kritik von den Krankenkassen, Krankenhausgesellschaft und Landesrechnungshof.

"Mit dem Gesetz lösen wir uns von der Pauschalförderung allein nach Bettenzahl. Die Pauschalförderung ist nun auch leistungsbezogen", sagte Niedersachsens Sozial- und Gesundheitsministerin Aygül Özkan (CDU) vor dem Landtag. Die niedersächsische Landesregierung hat nun die Novellierung des Krankenhausgesetzes zur Verbandsbeteiligung freigegeben.

Bisher richtete sich die Förderung ausschließlich nach der Planbettenzahl. Mit dem neuen Gesetz kommen auch leistungsbezogene Kriterien hinzu, die derzeit in der Diskussion sind und in einer Verordnung festgeschrieben werden sollen, sagt Thomas Spieker, Sprecher der Ministerin, der "Ärzte Zeitung."

Außer der Umstellung der Pauschalförderung sollen unter anderem auch die Sicherstellung der Krankenhaushygiene, die Versorgung von Notfallpatienten und die Vorsorge bei Massenanfällen von Verletzten oder Erkrankten gesetzlich geregelt werden.

Helmut Fricke, Direktor der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft, kritisiert das Gesetz. "Die Fördermittel sollen nach DRG-Bewertungsrelationen bemessen werden. Aber diese ändern sich ständig und sind erst jeweils nach zwei Jahren verfügbar", so Fricke. Besser wäre es aus seiner Sicht gewesen, "nach Fachrichtungen fest Verhältniszahlen heranzuziehen."

Regelung unerlässlich oder überflüssig?

Umstritten auch die Beteiligung der KV und der Ärztekammer Niedersachsen als beratende Mitglieder am Planungsausschuss. KV-Vize Hausarzt Dr. Jörg Berling bewertete die Regelung als "unerlässlich", weil die KV nun auf die Verlagerungen stationärer Leistungen in den ambulanten Bereich reagieren könne.

Vdek-Sprecher Hanno Kummer, die Krankenhausgesellschaft und die kommunalen Spitzenverbände halten die Regelung KV und Kammer im Ausschuss zu beteiligen dagegen für überflüssig.

"Mit dem Landesausschuss Ärzte und Kassen und dem vom Versorgungsgesetz vorgeschriebenen Gremium für Sektoren übergreifende Versorgung ist der Planungsausschuss das dritte Gremium mit identischen Themen und fast identischer Besetzung", sagt Kummer der "Ärzte Zeitung." Der Rechnungshof Niedersachsen kritisiert, dass dem Gesetz Regelungen fehlen, um kleinere Krankenhäuser leichter zu schließen.

Gesundheitsministerin Özkan verteidigte im Parlament die wohnortnahen kleineren Krankenhäuser. "Bei Herzinfarkt- oder Schlaganfallpatienten kommt es auf jede Minute an", so Özkan. "Da macht es einen kleinen Unterschied, ob das nächste Krankenhaus 30 oder 120 Kilometer entfernt ist."

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Entlassmanagement

Wenn die Klinik Faxe in die Praxis schickt

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!