Fallpauschalen: Unikliniken fordern Ausnahmeregelung

Den 36 deutschen Universitätklinika stehen schwierige Zeiten bevor, prognostiziert der Medizinische Fakultätentag (MFT). Die Begründung: Die Hochleistungsmedizin werde im DRG-System nicht richtig abgebildet. Jetzt will der MFT einen eigenen Zuschlag.

Von Rebecca Beerheide Veröffentlicht:
Eine Art Finanzspritze in Form eines Verzögerungszuschlags wünschen sich die Universitätsklinika.

Eine Art Finanzspritze in Form eines Verzögerungszuschlags wünschen sich die Universitätsklinika.

© Uwe Bumann / Fotolia

GÖTTINGEN. Der Medizinische Fakultätentag (MFT) hat die Bedeutung der Universitätsmedizin für die medizinische, aber auch regionale Entwicklung der jeweiligen Standorte betont.

Auf der Jahrestagung in Göttingen sprachen sich die Fakultätsvertreter dafür aus, gegenüber den Länderministerien stärker die Funktion der Unikliniken als regionaler Arbeitgeber sowie als Motor für medizinische Innovationen zu betonen.

"Wir sind zwar klein an Zahl, doch groß in der Leistung", sagte Professor Dieter Bitter-Suermann, Präsident des MFT und Präsident der Medizinischen Hochschule Hannover in Göttingen.

Immer mehr defizitär arbeitende Unikliniken

Trotz der Leistung - im aktuellen Klinik-Ranking der Zeitschrift "Focus" stehen an 24 Positionen Unikliniken an der Spitze - sieht der MFT-Präsident allerdings "dunkle Wolken am Himmel".

So steige die Zahl der Unikliniken, die ein negatives Betriebsergebnis vorweisen. Während 2010 bereits 21 Prozent der Kliniken rote Zahlen geschrieben hätten, seien es 2011 noch zwei Prozent mehr gewesen. Und die Zahl der defizitär arbeitenden Unikliniken werde weiter steigen.

Allein drei Kliniken kämpften mit Verlusten, die durch die EHEC-Krise im vergangenen Jahr entstanden seien. Da Unikliniken Patienten mit oft schweren Krankheitsverläufen versorgen, liefen sie Gefahr, innerhalb des Fallpauschalensystems nicht mehr kostendeckend arbeiten zu können.

Nach zehn Jahren DRG-System müssten nun die Bedarfe der Unikliniken besser ins System eingefügt werden, so der MFT.

"Verzögerungszuschlag" gefordert

Die Vertreter des MFT forderten nachdrücklich, im DRG-System einen "Verzögerungszuschlag" für Universitätskliniken einzufügen. Dieser Zuschlag soll die besonderen Anforderungen an Forschung und Lehre im Klinikalltag abbilden.

Beispielsweise können Operationen oder Behandlungen länger dauern, da Assistenten oder Studenten die Abläufe erklärt werden müssen, erläuterte Professor Heyo Kroemer, Vizepräsident des MFT. Alle Staaten, die das DRG-System eingeführt hätten, hätten auch eine Universitätskomponente, erklärte Professor Klaus-Michael Debatin, Vizepräsident der Universität Ulm für Medizin.

Zu einer engen Zusammenarbeit bei diesem Thema forderte der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Frank Ulrich Montgomery, die Fakultäten auf. "Wir müssen zu gemeinsamen Positionen kommen, bevor die Parteien ihre Wahlprogramme schreiben. Dann kommen sie an uns nicht mehr vorbei", sagte Montgomery in Göttingen.

Nach der heftig diskutieren Novelle der Approbationsordnung gebe es nun eine Reihe von Problemen bei der Umsetzung der Details, erklärte MFT-Präsident Bitter-Suermann. So müsse die Mobilität im PJ organisiert werden und es müssten Plätze für Blockpraktika in der Allgemeinmedizin bereit gestellt werden.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Nierenkomplikationen

DOAK von Vorteil bei Vorhofflimmern und Niereninsuffizienz

„ÄrzteTag vor Ort“-Podcast

Was können Sie gegen die tägliche Bürokratielast tun, Dr. Bürger?

Lesetipps
128. Deutscher Ärztetag in der Mainzer Rheingoldhalle:  Mephisto vertritt Leipzig.

© Rolf Schulten

Fotogalerie

Der 128. Deutsche Ärztetag in Bildern

Das Maximum in Europa für die Facharztweiterbildung seien fünf Jahre, das Minimum drei Jahre. „Nur so als Überlegung, ob und wo man reduzieren könnte“, sagte Prof. Henrik Herrmann (links), der zusammen mit Dr. Johannes Albert Gehle (rechts) den Vorsitz der Ständigen Konferenz „Ärztliche Weiterbildung“ der Bundesärztekammer innehat.

Beschluss des 128. Ärztetags

Die ärztliche Weiterbildung soll schlanker werden