Klinikum Darmstadt legt Standorte zusammen

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Am Klinikum Darmstadt wird im kommenden Jahr mit der Errichtung eines Neubaus begonnen. Insgesamt sollen 130 Millionen Euro investiert werden.

Von Sabine Schiner

DARMSTADT. Das Darmstädter Klinikum wird in den nächsten Jahren zur Großbaustelle: Bis 2018 sollen die zwei Standorte zusammengelegt werden, 2013 beginnen die Bauarbeiten für den Neubau.

Bei den Vorab-Planungen betritt das Klinikum Neuland: Es sammelte Vorschläge der 2000 Mitarbeiter für das Betriebsorganisationskonzept und ein Expertenteam entwickelt bauliche Maßnahmen, die die Verbreitung von Infektionen verhindern sollen.

"Wenn wir erfolgreich sind, könnte das Darmstädter Modell Schule machen", sagt Dr. Hartwig Jäger, Mediziner und Mitarbeiter der vom Klinikum eingeschalteten Beratungsfirma "Archimedia" aus Hamburg.

Die Zusammenlegung der beiden Standorte gehört zu einem Sanierungskonzept, das bis 2016 zu einem ausgeglichenen Jahresergebnis führen soll.

Drei Millionen Euro pro Jahr sollen allein durch die Zusammenlegung eingespart werden. Für den Neubau kommen 65 Millionen Euro vom Land, 65 Millionen vom Klinikum.

Meinung der Mitarbeiter wurde abgefragt

Um in der Stadtmitte Platz für die bislang in Eberstadt angesiedelte Augen-, Haut- und HNO-Klinik und die Klinik für psychosomatische Medizin zu schaffen, müssen einige Klinikgebäude abgerissen oder umorganisiert werden.

Damit die Arbeitsabläufe auf dem verdichteten Gelände möglichst reibungsfrei über die Bühne gehen, wurden für das Betriebsorganisationskonzept die Meinungen der Mitarbeiter - vom Chefarzt bis zur Pflegefachkraft - abgefragt.

"So ein Klinikneubau ist komplex, da gehen Kleinigkeiten schnell unter", sagt Jäger.

Die Vorschläge wurden in 14 Workshops zusammengetragen und ausgewertet. "Wir versuchen, bis hin zur gewünschten Höhe der Steckdosen, alles zu berücksichtigen." Alles wird im Pflichtenheft der Architekten gesammelt. "Das ist eine ganz schön dicke Lektüre", so Jäger.

Derzeit arbeitet ein Expertenteam aus Infektiologen, Krankenhaushygienikern und Architekten an baulichen Maßnahmen, die die Verbreitung von Infektionen verhindern sollen. Im Fokus stehen multiresistente Erreger, Darmbakterien und Legionellen.

Das Grundprinzip der Planungen: Die Form soll der Funktion folgen. Ziel ist, die Abläufe im Arbeitsalltag so zu vereinfachen, dass "die Hygiene sich förmlich aufdrängt", erklärt Dr. Martin Thieves, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin und Leiter des Hygieneteams am Klinikum.

Wesentliche Elemente sind die Händedesinfektion und die Isolierung infektiöser Patienten. In einem Seminar suchen die Experten gemeinsam auch Antworten auf Fragen wie: Wo sollen Schleusen installiert werden? Wie ist der Verlauf der Wasserrohre? Wie sieht die Wegeführung für Ärzte, Mitarbeiter und Patienten aus? Was gilt es, bei der Warmwasserbereitung zu beachten? Welche Türklinken sind am besten zu desinfizieren?

Das Hygienegutachten ist mittlerweile Pflicht

Rückenwind bekommen die Hygieniker in Hessen durch die Hygieneverordnung (HHygVO), die seit November 2011 in Kraft ist.

Paragraf 2 Absatz 3 schreibt vor, dass vor einem Neubau oder einer Nutzungsänderung von Klinikgebäuden ein Klinikhygieniker ein Gutachten über die "Erfüllung der baulichen Voraussetzungen für die Einhaltung der Hygieneregeln" erstellt.

Es muss dem Gesundheitsamt "rechtzeitig vor Baubeginn zur Stellungnahme" vorgelegt werden. Da der letzte Neubau für die Innere Medizin auf dem Gelände des Darmstädter Klinikums noch konventionell geplant und gebaut wurde, plant Thieves eine wissenschaftliche Evaluation der Maßnahmen.

"Wir wollen unser Wissen weitergeben", sagt der Hygieniker und Berater Jäger ergänzt: "Wenn das klappt, nehmen wir eine Vorreiterrolle ein."

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