Medizinstudium

Bielefelder Klinik kooperiert mit Ungarn

Das evangelische Krankenhaus in Bielefeld geht bei der Ausbildung junger Mediziner neue Wege - und kooperiert mit der Uni Pécs in Ungarn. Mit speziellen Fächern und einem Stipendium sollen die künftigen Ärzte so an die Klinik gebunden werden.

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Einer von zahlreichen Klinikstandorten des EvKB.

Einer von zahlreichen Klinikstandorten des EvKB.

© Oliver Krato / dpa

KÖLN. Das evangelische Krankenhaus Bielefeld (EvKB) kooperiert mit der Universität Pécs in Ungarn bei der Medizinerausbildung. Alle Teilnehmer des deutschsprachigen Medizinstudiums der Uni können ab sofort die letzten beiden Jahre ihres Studiums in Bielefeld absolvieren.

Vorrangiges Ziel des Programms ist für die Klinik die Nachwuchsförderung. "Wir wollen frühzeitig junge Kollegen an unser Haus und an die Region Ostwestfalen binden", erklärt Geschäftsführer Dr. Thomas Krössin. An der Universität Pécs sind viele deutsche Medizinstudenten eingeschrieben.

Medizinstudenten der Universität Pécs haben künftig die Wahl, ob sie die letzten beiden klinischen Semester sowie das praktische Jahr in Ungarn oder in Deutschland absolvieren.

Ihren Abschluss machen sie in jedem Fall in Ungarn - er wird in Deutschland aber anerkannt. Die ersten neun Studenten des "Kombinationsstudiengangs Humanmedizin" lernen seit November in Bielefeld. Künftig könnten bis zu 30 Studenten pro Jahrgang beim EvKB studieren.

Mit der 2011 geschlossenen Kooperation versucht das EvKB, junge Mediziner zu gewinnen, die zum Haus passen. Die eigenen Schwerpunkte könnten sich im Studiendesign aber noch stärker niederschlagen, sagt Krössin.

Er will bei einem Besuch in Pécs vorschlagen, dass medizinische Ethik und Pflegewissenschaften auf den Lehrplan kommen.

Erwartungen übertroffen

Ein finanzieller Anreiz soll dafür sorgen, dass sich möglichst viele Studenten für Bielefeld entscheiden. Pro Semester sind beim EvKB nur tausend Euro statt der in Pécs üblichen Studiengebühr von 6600 Euro fällig.

Die Studenten erhalten außerdem ein Stipendium von mehreren Hundert Euro pro Monat, das sie nicht zurückbezahlen müssen, wenn sie nach dem Studium eine Stelle im Krankenhaus in Bielefeld antreten.

Tatsächlich haben nach Angaben Krössins bereits einige der momentan in Bielefeld lernenden Studenten Interesse an einer späteren Einstellung signalisiert.

Die größte Herausforderung auf dem Weg des EvKB zum Campus-Krankenhaus war es, Ärzte und Mitarbeiter für die neuen Aufgaben zu gewinnen, berichtet Krössin. "Es ging schließlich darum, zusätzlich zur klinischen Arbeit Lehrverantwortung im wissenschaftlich-akademischen Kontext zu übernehmen", sagt er.

Das Ergebnis übertreffe alle Erwartungen. "Ich bin begeistert, mit welch großem Ernst und Engagement die Kollegen die Lehrtätigkeit betreiben", sagt er. Bielefeld hat zwar eine Universität, aber keine medizinische Fakultät.

Die Mediziner profitieren auch persönlich von ihrer neuen Aufgabe, glaubt Krössin. Die Vermittlung von Wissen führe dazu, dass sie Arbeitsvorgänge, die durch ständige Wiederholung Routine geworden sind, bewusst überdenken.

"Der Arzt muss in der Lehre seinen Entscheidungsweg in kleine Einheiten zerlegen und sie erklären", erklärt er. "Diese Auflösung in eine Kausalkette aktiviert Wissen, weil man plötzlich gewohnte und langjährig durchgeführte Behandlungswege Stück für Stück reflektieren muss."

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