Neues Forschungszentrum

Saar-Uni will bei Infektionskrankheiten Spitze werden

Aus der Infektionsforschung ziehen sich immer mehr pharmazeutische Unternehmen zurück. Die entstehende Lücke will nun die Uni des Saarlandes nutzen und Deutschlands größtes Pharma-Forschungszentrum bauen.

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SAARBRÜCKEN. An der Universität des Saarlandes soll in den nächsten Jahren nach eigenen Angaben der größte akademische Standort für pharmazeutische Forschung in Deutschland entstehen. Das hat die Saar-Uni in Saarbrücken angekündigt.

Wie Professor Rolf Hartmann vom Helmholtz-Zentrum für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) berichtete, schließen sich dazu das HIPS, die Pharmazeuten der Universität des Saarlandes und die universitätseigene "PharmaBioTech GmbH" zu einem "Zentrum für biomedizinische Forschung Saarland" zusammen.

25 Millionen Euro für neues Gebäude

Das Zentrum soll künftig mehrere Hundert Mitarbeiter umfassen. Forschungsschwerpunkte seien schon jetzt unter anderem Naturstoffe, Anti-Infektiva und Entzündungsprozesse.

Das HIPS ist eine Außenstelle des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig und wurde 2009 in Saarbrücken gegründet.

Derzeit wird für das HIPS auf dem Campus der Saar-Uni ein neues Gebäude für rund 25 Millionen Euro errichtet, das 2015 fertig sein soll.

Schon jetzt beschäftigt das HIPS 99 Mitarbeiter und hat einen Jahresetat von 5,6 Millionen Euro. Der Bund trägt davon 90 Prozent, das Saarland zehn Prozent.

Neue Wirkstoffe gegen Infektionskrankheiten

An der Universität des Saarlandes ist außerdem ein neuer Studiengang "Wirkstoff-Biotechnologie" im Aufbau. Die Forscher des HIPS befassen sich vor allem mit der Entwicklung neuer Wirkstoffe im Kampf gegen Infektionskrankheiten.

Dazu nehmen sie Bakterien unter die Lupe, die sich zum Beispiel in Waldböden finden lassen. "Sie sind bisher von der Forschung noch nicht so beachtet worden", erläuterte Hartmann.

Ziel sei es, solche Naturstoffe chemisch zu modifizieren und so völlig neuartige Substanzen auf den Weg zu bringen.

Das HIPS ist nach eigenen Angaben das erste öffentlich geförderte Forschungsinstitut in Deutschland, das sich explizit der Pharmazie widmet.

Pharma-Industrie zieht sich zurück

"Die Pharma-Industrie ist daran nicht mehr interessiert", erläuterte HIPS-Forscher Hartmann.

Hätten sich 1990 weltweit noch 18 Unternehmen der Infektionsforschung gewidmet, seien es zuletzt nur noch vier gewesen.

Der Grund: Die Entwicklung neuer Medikamente in diesem Feld rechne sich bei Kosten von rund einer Milliarde Euro nicht.

Neue Mittel gegen Infektionen würden Ärzte schließlich nur sehr sparsam verschreiben, um neue Resistenzen zu vermeiden.

Ein richtig gutes neues Präparat müsse außerdem nur noch sehr kurze Zeit verabreicht werden. (kin)

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