Oldenburg

Das Aus für die Geburtshilfe

Nach der Asklepios Klinik Westerland auf Sylt stellt nun auch die Sana Klinik Ostholstein an ihrem Standort Oldenburg die Geburtshilfe ein. Der Grund: die dramatisch sinkende Geburtenzahl.

Veröffentlicht:

KIEL/EUTIN. Der Konzentrationsprozess in der Geburtshilfe im Norden geht weiter: Nach der Asklepios Klinik Westerland auf Sylt stellt auch die Sana Klinik Ostholstein an ihrem Oldenburger Standort die Geburtshilfe ein. Grund ist eine dramatisch sinkende Geburtenzahl.

Im vergangenen Jahr waren nur noch 180 Kinder in der Oldenburger Klinik zur Welt gekommen. Im Jahr 2002 waren dies noch 478. Fast zwei Drittel der Schwangeren im Einzugsgebiet entbinden in einer der größeren Kliniken der Region.

"Viele suchen die Sicherheit eines Perinatalzentrums", heißt es in einer Präsentation, mit der Klinikgeschäftsführer Dr. Stephan Puke vor dem Kieler Sozialausschuss die Schließung begründete.

Er verwies auch auf das zunehmende Alter der entbindenden Mütter - damit stiegen das Risiko und die Notwendigkeit zur Entbindung in einem Perinatalzentrum.

Sicherheitskonzept soll die nun weiteren Wege für werdende Mütter abfedern

Stark rückläufig ist aber auch die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter in der Region. 2002 waren dies noch über 2000, 2013 noch 1664. Parallel zu diesem Trend steigen die Anforderungen an Qualität und Sicherheit der Einrichtungen.

Die Ostholstein Kliniken hoffen, dass die entbindenden Mütter aus Oldenburg nun auf die Sana Klinik Eutin ausweichen. Dort steht ein Perinatalzentrum der Stufe zwei zur Verfügung, das jährlich über 1000 Geburten vornimmt.

Im Kieler Gesundheitsministerium und beim Ersatzkassenverband Schleswig-Holstein traf die Oldenburger Entscheidung auf Zustimmung.

Mit einem mehrstufigen Sicherheitskonzept tritt man Bedenken wegen weiterer Wege entgegen. So wird etwa ein Rettungshubschrauber in der Region künftig auch nachts verfügbar sein.

Die in Oldenburg angestellten Fachkräfte sollen das Angebot erhalten, entweder in die Gynäkologie am Standort oder in das Eutiner Mutter-Kind-Zentrum zu wechseln.

Weitere Schließungen von Geburtshilfen, die wie Oldenburg nach den GBA-Richtlinien die niedrigste der vier Stufen für die Neugeborenenversorgung erfüllen, sind im Norden nicht ausgeschlossen.

Landesweit ist die Zahl der Geburten innerhalb von zehn Jahren um über 14 Prozent zurückgegangen. Damit sind die Mindestanforderungen der Fachgesellschaft immer schwerer zu erfüllen. Das Kieler Gesundheitsministerium erhebt zum Thema Geburtshilfe derzeit aktuelle Daten.

Zusätzliches Problem steigende Haftpflichtprämien

Erschwert wird die Situation durch die steigenden Haftpflichtprämien für Hebammen. Das Klinikum Nordfriesland etwa übernimmt laut Angaben des Sozialministeriums vorerst die Erhöhung der Haftpflichtprämien von Hebammen an den Standorten Niebüll und Wyk auf Föhr.

Das Ministerium setzt wie berichtet auf eine Regelung auf Bundesebene, mit der die Belastung der Hebammen durch steigende Prämien aufgefangen werden soll. (di)

Mehr zum Thema

Bessere Versorgung Frühgeborener

NRW fördert den Aufbau von Humanmilchbanken

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Inkretinmimetika

GLP-1: Wie aus dem kleinen Hormon ein Rockstar wird

Risikoanalyse

Komplikation nach Hernien-Operation: Wer ist gefährdet?

Lesetipps
Mehrkosten für die Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung seien Investition in den Erhalt der Praxen, betont Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. 

© Michael Kappeler / dpa

Kabinett winkt GVSG durch

Lauterbach macht Hausarztpraxen Mut: „Jede Leistung wird bezahlt“

Brücke zwischen zwei Steilklippen. Auf der Brücke stehen zwei Menschen.

© Usman / stock.adobe.com

Aktuelle Forschung

Antikörper – die Verkuppler der Krebsmedizin

Heiße Nächte können nicht nur nervig sein. Sie gehen auch mit einem höheren Risiko für Schlaganfälle einher, so das Ergebnis einer Studie aus München und Augsburg.

© samuel / stock.adobe.com

Studie mit Daten zu 11.000 Schlaganfällen

Tropische Nächte sind offenbar ein Risikofaktor für Schlaganfälle