Antibiotika

Sieben Kliniken in Rhein-Neckar zeigen Flagge

Sieben Kliniken in der Metropolregion bündeln ihre Kräfte im Kampf gegen unnötigen Antibiotikaeinsatz.

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NEU-ISENBURG. In der Metropolregion Rhein-Neckar haben sich sieben Kliniken zu einem Antibiotic-Stewardship (ABS)-Netzwerk zusammengeschlossen.

Die Universitätsmedizin Mannheim (UMM), das Universitätsklinikum Heidelberg, die Thoraxklinik-Heidelberg, die Kliniken Schmieder Heidelberg, das Klinikum Ludwigshafen sowie die Stadtklinik Frankenthal und das SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg haben jetzt eine gemeinsame ABS-Geschäftsordnung verabschiedet.

Die Kliniken reagieren damit nach eigenen Angaben auf die Warnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor zunehmenden Antibiotika-Resistenzen.

"Unser Ziel ist es, dass möglichst viele Krankenhäuser in der Metropolregion ABS-Gruppen einführen und vor Ort das Bewusstsein für den sinnvollen Einsatz von Antibiotika schärfen", sagen die Initiatoren des ABS Rhein-Neckar Netzwerks, der Leitende Apotheker der Thoraxklinik Heidelberg, Stephan Liersch, und Privatdozent Roger Vogelmann, Stellvertretender Klinikdirektor der II. Medizinischen Klinik der UMM.

"Langfristig wollen wir so verhindern, dass Bakterien Resistenzen entwickeln. Deshalb sollen Antibiotika nur dann eingesetzt werden, wenn sie für die Therapie unverzichtbar sind. Außerdem soll für jeden Patienten sorgsam das individuell passende Antibiotikum ausgewählt werden", ergänzen sie.

ABS-Gruppen führen regelmäßig Infektionsvisiten auf Normalstationen und in besonderen Risikobereichen wie Intensiv- oder Isolationsstationen durch. Sie setzen sich aus Experten für Infektiologie, Mikrobiologie, Laboratoriumsmedizin, Hygiene und klinischer Pharmazie zusammen.

Diese beraten die behandelnden Ärzte zur individuell bestmöglichen Antibiotikatherapie für ihre Patienten.

"Studien zeigen, dass für den Behandlungserfolg das komplexe Zusammenspiel aus Diagnose und Therapie entscheidend ist", berichtet Vogelmann, der an der UMM bereits im Sommer eine ABS-Gruppe eingeführt hat.

"Dabei ist ein Mehr an Sicherheit für die Patienten bei gleichzeitig geringerem Einsatz von Antibiotika nur ein scheinbarer Widerspruch."

Antibiotika töten nicht nur die Infektionsverursacher ab, sondern vernichten auch die natürlichen Bakterien der Darmflora. Dadurch kommt es immer wieder zu Beschwerden wie Bauchschmerzen oder lang anhaltenden, teilweise blutigen Durchfällen.

"Die Zahl der durch Antibiotika ausgelösten Durchfallerkrankungen hat sich in den letzten zehn Jahren europaweit deutlich erhöht", so Liersch. Würden Antibiotika gezielt eingesetzt, gingen auch die unerwünschten Nebenwirkungen zurück. (maw)

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