In Asklepios-Kliniken

Hamburger Ärztekammer gegen Aus für Arztkittel

Die Asklepios-Kliniken wollen Arztkittel in ihren Häusern abschaffen. Keine gute Idee, meinen Delegierte der Ärztekammer Hamburg.

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HAMBURG. Die Ärztekammer Hamburg fordert den Klinikkonzern Asklepios auf, die geplante Abschaffung des Arztkittels in seinen Häusern zu überdenken.

Als Lösung schlägt die Kammer vor, nur im direkten Patientenkontakt und bei invasiven Maßnahmen die Bare Below the Elbows (BBE)-Vorgehensweise anzuwenden und den Ärzten ansonsten freie Wahl zu lassen.

Der Klinikkonzern hatte vor einigen Wochen angekündigt, schrittweise in allen Häusern den Arztkittel durch einen Kasack zu ersetzen. Die Delegiertenversammlung nennt Arztkittel im Krankenhaus nun in einer Resolution "unverzichtbar". Laut Ärztekammer gibt es keine Hinweise darauf, dass durch den Verzicht auf den Kittel Infektionsraten gesenkt werden können.

Es spreche nichts dagegen, in Patientengesprächen, auf fremden Stationen und im Klinikgelände einen Arztkittel zu tragen.

"Die Schutzfunktion des Kittels besteht insbesondere darin, die Kontaminationen der unter ihm getragenen Kleidung zu verhindern, sodass im Patientenzimmer nach Ablegen und Händedesinfektion die BBE-Vorgehensweise erst recht effektiv wird", heißt es in der Resolution.

Kittel - traditionelle Berufskleidung

Zudem verweisen die Delegierten auf die wichtige Funktion der traditionellen Berufskleidung. Der Kittel diene etwa als Unterscheidungsmerkmal zu anderen Berufsgruppen im Krankenhaus. Wichtig sei dies insbesondere wegen der zunehmenden Zahl an Berufsgruppen, die am Patienten tätig werden.

Ältere Patienten, befürchten die Delegierten, könnten durch den Verzicht auf den Kittel verunsichert werden, weil sie den Arzt ohne Kittel nicht mehr als solchen erkennen könnten - ein Namensschild sei kein Ersatz. "Gleichfalls kommt dem Arztkittel ein ganz besonderer Erkennungswert in Notfallsituationen und auf fremden Stationen zu", heißt es in der Resolution.

Aus diesem Grund trügen auch Polizisten, Feuerwehrmänner, Sanitäter und Soldaten eindeutig erkennbare Uniformen.

In einer Umfrage der "Ärzte Zeitung" hatten sich Leser aufgeschlossen für Veränderungen gezeigt. Für 25 Prozent der Teilnehmer gehört der Kittel noch zum Arzt wie das Stethoskop, 26 Prozent dagegen halten den Kittel für ausgedient.

Weitere 49 Prozent würden auf den Kittel verzichten, wenn er so unhygienisch ist wie in manchen Aussagen behauptet. Dies bezweifeln die Hamburger Delegierten.

Auch die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) hatte das Kittelverbot als "fachlich nicht zielführend" bezeichnet. In sensiblen Bereichen mit Patientenkontakt sei es üblich, sich kurzärmlig zu kleiden. (di)

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