Niedersachsen

MRSA-Verbreitung in Kliniken rückläufig

In Niedersachsen liegen dank eines Monitoring-Systems flächendeckend Zahlen zur MRSA-Besiedlung von Proben vor. Für Krankenhäuser sind die Zahlen rückläufig, nicht aber in Arztpraxen. Über die Ursachen herrscht Unklarheit.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:

HANNOVER. Nach Angaben des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes (NLGA) scheint die weitere Verbreitung von MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) in Niedersachsen "erfolgreich und nachhaltig gestoppt zu sein". Allerdings trifft dies auf Arztpraxen nicht zu.

Bis zum Jahr 2010 sei der MRSA-Anteil der Proben aus Krankenhäusern auf 25 Prozent gestiegen, teilt das NLGA mit.

"Seitdem ist ein kontinuierlicher Rückgang auf zuletzt 17,8 Prozent im Jahr 2015 zu beobachten."

In den Arztpraxen des Landes dagegen stagniert praktisch der Anteil, er sank nur schwach von 13,1 Prozent (2010) auf 12,1 Prozent (2015).

"Eine Erklärung für den Rückgang fehlt", sagt NLGA-Sprecher Dr. Holger Scharlach. "Es dürfte auch mit der gestiegenen Aufmerksamkeit in Krankenhäusern zu tun haben", sagte Scharlach der "Ärzte Zeitung".

Das würde auch bedeuten: In den Arztpraxen fehlt diese Aufmerksamkeit - noch. Das NLGA verschickt seit drei Jahren MRSA-Ratgeber an niedergelassene Ärzte. "Wir haben die Arztpraxen als Arbeitsfeld identifiziert und 2000 Exemplare des MRSA-Ratgebers verschickt", so Scharlach.

Die Gesundheitsministerin des Landes, Cornelia Rundt (SPD), bringt das 2006 in Niedersachsen gestartete Antibiotika-Resistenz-Monitoring-Projekt ARMIN mit den sinkenden Zahlen in Verbindung. Als einziges Bundesland erfasst und beobachtet Niedersachsen systematisch die Resistenzentwicklung in Krankenhäusern und Arztpraxen.

Seither werden jedes Jahr rund 350.000 Nachweise für die häufigsten bakteriellen Krankheitserreger ausgewertet, hieß es.

Rundt: "ARMIN zeigt, wie sich die Wirksamkeit von Antibiotika verändert. Das Monitoring ist damit ein zentraler Baustein der niedersächsischen Antibiotikastrategie."

Rückläufiger Trend

Beim NLGA ist man vorsichtig. Denn die Vergleichszahlen für das Bundesgebiet zeigen nach Auskunft des Robert Koch-Instituts (RKI) die gleiche Tendenz: Das Antibiotic Resistance Surveillance System (ARS) des RKI "ermittelte für alle Materialien aus der stationären Versorgung MRSA-Raten von 20,2 Prozent im Jahr 2012 und 17,1 Prozent im Jahr 2013. Betrachtet man nur die MRSA aus Blutkulturen in der stationären Versorgung, so sanken die Raten von 17,0 Prozent (2012) auf 13,9 Prozent (2013). Der rückläufige Trend setzt sich in 2014 mit 12,7 Prozent fort", so das RKI.

Zahlen für 2015 liegen noch nicht vor. Dabei konnten andere Bundesländer nicht auf Monitoring-Instrumente wie "ARMIN" zurückgreifen.

13 Labore in Niedersachsen beteiligen sich an ARMIN und übermitteln Daten zu den 14 häufigsten bakteriellen Krankheitserregern. Nach der Auswertung werden die Ergebnisse getrennt für Krankenhäuser und Arztpraxen ausgewiesen. Alle Daten stehen auf der ARMIN-Internetseite zur Verfügung und können als interaktive Grafiken abgefragt werden.

Auch wenn ARMIN zum Rückgang nicht beigetragen haben sollte, "sitzen wir nicht einfach auf den Zahlen", betont Scharlach.

So weiß man im NLGA beispielsweise, dass der Anteil der Resistenzen in Gebieten mit intensiver Tiermast deutlich höher liegt. ARMIN nütze zudem den 13 Laboren, die sich in Qualitätszirkeln im Rahmen der Kooperation austauschen.

Man könne beim Thema Resistenzen keine Entwarnung geben, sagt Dr. Matthias Pulz, Direktor des NLGA. "Wir müssen unser Augenmerk auf gramnegative Bakterien richten, bei denen wir zunehmend Resistenzen gegen mehrere Antibiotikagruppen feststellen." (cben)

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