Medica

Feuerwerk der Innovationen

Impressionen aus den Hallen der weltgrößten Medizinmesse.

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Stellvertretend für viele Innovationen, die auf der Medica in Düsseldorf zu sehen sind: Die Telekom und Medisana präsentieren ein vernetztes Pflaster namens "Metria", das über Sensoren die Oberflächenspannung der Haut messen, den Puls ermitteln und unter anderem Schlafzeiten aufzeichnen und diese Daten digital zum Beispiel in die Arztpraxis übermitteln kann.

Stellvertretend für viele Innovationen, die auf der Medica in Düsseldorf zu sehen sind: Die Telekom und Medisana präsentieren ein vernetztes Pflaster namens "Metria", das über Sensoren die Oberflächenspannung der Haut messen, den Puls ermitteln und unter anderem Schlafzeiten aufzeichnen und diese Daten digital zum Beispiel in die Arztpraxis übermitteln kann.

© ctillmann / Messe Düsseldorf

DÜSSELDORF. Am Mittwoch hat in Düsseldorf die weltgrößte Medizinmesse Medica ihre Tore geöffnet. Bis Samstag erwartet Besucher in den Messehallen ein Feuerwerk an medizintechnischen Innovationen für den Klinik- und Praxisalltag - ein Messerundgang.

Die Telekom und Medisana stellen in Halle 15, Stand G 40 ein vernetztes Pflaster namens "Metria" vor. Über Sensoren, die die Oberflächenspannung der Haut messen, ermittelt es nach Unternehmensangaben sehr genau Puls, Temperatur, Schlafzeiten, körperliche Aktivitäten und Schrittzahlen.

Via Handy-App sende das Pflaster die Vitalwerte sicher auf ein persönliches Vital-Portal. Dort könne der Nutzer etwa seinen Trainingscoach für die Daten frei schalten. Ärzte sollen es damit künftig ebenfalls wesentlich leichter haben, die Werte ohne aufwändige Elektrodenverkabelung abzurufen.

Gleichzeitig halte der Nutzer so sein Vitallevel stets im Blick. Das Pflaster laufe mit einer Akkuladung sieben Tage, es schränke den Träger bei nichts ein. Der Preis für das Pflaster stehe noch nicht fest.

Einen zweiten Schwerpunkt setzt die Telekom nach eigenem Bekunden auf der Medica bei Pflege und Unterstützungstechnik für das Alter. Neu vorgestellt werden ein vernetztes Pflegebett des Technologiepartners Linak sowie ein Telekom-Tagesnavi für die Altersgruppe 80+.

Vernetztes Pflegebett schaltet automatisch Licht an und ruft das DRK

Das vernetzte Bett merke über Sensoren, wenn ein pflegebedürftiger Mensch nachts ohne Hilfe das Bett verlassen will und schalte das Licht in dem Raum ein, um möglichst einen Sturz zu vermeiden. Gleichzeitig sende das Bett über eine spezielle Mobilfunkkarte (M2M, Maschine-zu-Maschine-Kommunikation) eine Nachricht an die Leitstelle des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Herten.

Über dieselbe Verbindung könnr das DRK den Patienten zurückrufen und bei Bedarf vorab festgelegte Familienmitglieder per SMS oder per Anruf informieren.

Falls nötig, könne das DRK auch ein Pflegeteam schicken, um selbst vor Ort nach dem Rechten zu schauen. Dies sei besonders wichtig für demenzkranke Patienten, die zu Hause gepflegt werden. DRK und Telekom testen das Bett bereits in Deutschland und Österreich.

Gleich ob Sensormatte, Heimautomation oder Tagesplaner - alles ist nach Angaben des des FZI Forschungszentrum Informatik am Karlsruher Institut für Technologie in dessen "Mobile Living Lab"-Rollcontainer (Halle 15, Stand G55-58) intelligent und auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten.

25 neuartige Produkte riefen Hilfe herbei, wenn jemand stürzt, oder erinnerten an die Arzneimittel-Einnahme. So besäßen die im "Lab" vorgestellten elektronischen Medikamentenspender neben den üblichen Dosierungsfächern eine zeitlich einstellbare Erinnerungsfunktion.

Sensormatten erkännen, wenn eine Person sie betritt und schalteten entweder eine Lichtquelle an oder sie sendeten ein Signal an den Betreuer. Dieser könne daraufhin zu der pflegebedürftigen Person gehen und sie beispielsweise zur Toilette begleiten.

Perfekte Sicht auf die Vene

Rettungssanitäter haben eine kritische Rolle in der Erstbehandlung zwischen Unfallort und Krankenhaus. Notärzte können Patienten sofort bei ihrem Eintreffen in der Klinik behandeln, wenn diese dort bereits mit einem intravenösen Zugang eintreffen.

Das Gerät von Evena Medical (Halle 15, Stand C03) ermöglicht es nach Unternehmensangaben dem Notfallpersonal, die Vene zu sehen bevor es mit der intravenösen Flüssigkeitsgabe beginnt, sogar in Fällen, bei denen die Venen schwer zu sehen sind, wie bei dehydrierten, besonders jungen, übergewichtigen oder dunkelhäutigen Patienten.

Das System erlaube es, standardisierte Handlungsschritte bei der ersten Hilfe schneller und mit größerer Präzision sowie Wirksamkeit durchzuführen. Die Venenzugangshilfe lasse die Hände frei für andere Dinge und ermögliche eine scharfe Sicht auf die Durchlässigkeit der Venen.

Das Gerät stelle sicher, dass alle auf dem Krankentransport durchgeführten Behandlungen im Organismus des Patienten ankommen bevor er in der Notaufnahme behandelt werde.

Er wiegt bis zu 300 Kilo, besteht aus annähernd 1000 Teilen und ist längst in die Liga der Hightech-Produkte aufgestiegen: Der OP-Tisch. Gesellschaftliche Trends wie beispielsweise zunehmend schwerere Patienten durch Übergewicht und technische Innovationen verändern die Anforderungen an einen OP-Tisch ebenso wie wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die in der heutigen Zeit an den knappen Kassen der Krankenhäuser deutlich werden.

Ein neues OP-Tischsystem von Maquet (Halle 12, Stand D 63) soll den aktuellen Anforderungen gerecht werden. Der "Otesus 1160" sei ein Allrounder, der lediglich durch das Wechseln der Tischflächen für alle chirurgischen Disziplinen eingesetzt werden könne.

Besonders wirtschaftlich und praktikabel sei dieses für Krankenhäuser, die Wert auf die neueste Technik legen und bereits mit dem Vorgängermodell gearbeitet haben. Dessen Ausstattung könne auch für das neue OP-Tisch-Modell genutzt werden.

Einen wesentlichen Beitrag zur Patientensicherheit und gegen Krankenhauskeime leiste die spezielle antimikrobielle Behandlung des "Otesus 1160", die dauerhaft die bakterielle Aktivität verringere. Mit einer Gewichtsbelastung von bis zu 380 Kilogramm ließen sich auch schwergewichtige Patienten sicher operieren.

Gelbsucht-Screening jetzt auch bei kleinen Frühchen ohne Piksen

Bei mehr als der Hälfte der gesunden neugeborenen Kinder ist der Bilirubinwert nach der Geburt zu hoch. Sie entwickeln eine Gelbsucht. Um den Neugeborenen-Ikterus im Krankenhaus zu diagnostizieren, nehmen Pflegekräfte häufig an Babys‘ Ferse Blut ab.

Dies kann aber besonders bei sehr kleinen Frühchen Spuren hinterlassen und sich auf ihre Entwicklung auswirken. Mit Hilfe eines Ikterus Messgeräts (Jaundice Meter) können Kliniken den Bilirubinwert nicht-invasiv bestimmen.

Dadurch können schmerzhafte Blutabnahmen verringert werden. Mit dem JM-105 von Dräger (Halle 11, Stand F 26) sei dies jetzt auch bei kleinen Frühgeborenen, die ab der 24. Woche zur Welt kommen, möglich.

Das Gerät speichere bis zu 100 Messwerte. Ein manuelles Übertragen sei dabei nicht mehr nötig. Denn über eine Docking-Station könnten die Daten per USB-Anschluss einfach ins klinikeigene Patientendaten-Managementsystem übermittelt werden.

Siemens (Halle 10, Stand A 20) stellt in Düsseldorf das nach eigener Aussage weltweit erste Ultraschallgerät vor, bei dem der Ultraschall-Kopf nicht per Kabel mit dem eigentlichen Gerät verbunden ist. Die Bilder würden via Funktechnologie übermittelt.

Besonders bei interventionellen Verfahren im OP oder Herzkatheterlabor bringe die kabellose Bildübertragung Vorteile, gälten Kabel doch als mögliches Infektionsrisiko.

Clevere Ultraschallplattform mit Liebe zum Detail

Philips (Halle 10, Stand A 22) hat mit EPIQ 7 nach eigenem Bekunden ein vollkommen neues Ultraschallsystem entwickelt, das in allen Situationen eine unkomplizierte aber umfassende Unterstützung biete.

Dieses System sei als Plattform konzipiert, die sich in der Kardiologie, der Radiologie, der Inneren Medizin, der Gynäkologie sowie der Geburtshilfe einsetzen lasse. Neben der flexiblen Einsetzbarkeit in den verschiedenen klinischen Bereichen verfüge das System über zwei besondere Innovationen: die nSight-Technologie und die Anatomischen Intelligenz.

Die Anatomische Intelligenz sei das Gehirn der Plattform. Einzelne Bilddatensätze würden eigenständig ausgewertet und in umfassende Informationspakete verwandelt. Damit werde aus einem passiven Ultraschallsystem ein aktives, welches die Anatomie erfasse, erkenne und auswerte.

Hinter nSight verberge sich eine Bildgebungstechnologie, die besonders schnell ausgesprochen klare Bilder erzeuge und Strukturen sichtbar mache, die bisher im Ultraschall nur begrenzt sichtbar gewesen seien. Zudem lasse sich die Eindringtiefe in das Gewebe im Vergleich zu Vorgängermodellen von Philips deutlich erhöhen.

Das menschliche Herz schlägt rund 100.000 Mal am Tag. Mit dem neuen Langzeit-EKG-System "SEER 1000" könne nun jeder einzelne dieser Herzschläge präzise, einfach und zuverlässig erfasst werden.

Die Getemed AG habe exklusiv für GE Healthcare (Halle 10, Stand A 56) ein Aufzeichnungsgerät entwickelt, das sich auf die wesentlichen Funktionen eines Langzeit-EKG-Gerätes konzentriert, wie GE mitteilt. In Düsseldorf präsentiert GE insgesamt drei verschiedene Gerätetypen für 24-stündige, 48-stündige und siebentägige Untersuchungen.

Premium-Ultraschallgerät für den mobilen Einsatz

Ob auf dem Fußballplatz, in der Praxis bei der lokalen Anästhesie oder in der Notaufnahme - mit dem "UGEO PT60A" stellt Samsung Electronics HME (Halle 9, Stand B60-1) nach eigener Aussage ein Ultraschallgerät für den "Point-of-Care" vor.

Das Gerät sei ausgestattet mit der neuartigen "Needle Mate"-Technologie für äußerst präzise und effiziente Biopsien und Punktierungen sowie einem 10.1 LED-Touchscreen, der auch für die aktuellen Samsung Galaxy Tablet-PC verwendet werde.

Ärzte und Patienten erhielten durch die Stärken von Samsung in der Unterhaltungselektronik, bei mobilen Technologien und in der IT völlig neue Möglichkeiten.

So könne das Unternehmen etwa auch für den Zukunftsmarkt der personalisierten Medizin überzeugende Lösungen anbieten: Die "Hello Mom"-App für das Android-Betriebssystem ermögliche es, Bilder des ungeborenen Kindes vom Highend-Ultraschallgerät "UGEO WS 80A" direkt an eine vorher bestimmte Telefonnummer auf das Smartphone zu senden.

Der Anbieter proxomed stellt als Vertriebspartner der Firma "AlterG" in Deutschland und der Schweiz erstmals zur diesjährigen Medica ein spezielles Antischwerkraft-Laufband vor (Halle 4, Stand D 22).

Das neuartige Trainingsgerät aus den USA biete Patienten mit Verletzungen, Operationen oder Behinderungen an den unteren Extremitäten eine revolutionäre Rehabilitationsmethode. Mit dem computergesteuerten, stufenlos verstellbaren Laufbandsystem könne das Körpergewicht des Patienten bis fast zur Schwerelosigkeit reduziert werden. Die Entlastungswerte lägen zwischen Null und 80 Prozent.

Möglich mache dies die von der NASA entwickelte Differenz-Luftdrucktechnologie. Der Körper des Läufers befinde sich unterhalb der Taille in einer Überdruckkammer. Die tatsächliche Belastung werde durch Sensoren im Laufband gemessen.

Das erlaube eine kontinuierliche Justierung des Luftdrucks, über den die Entlastung gesteuert wird. Die Behandlungskosten könnten bei den Krankenkassen als spezielle Form der Physiotherapie bei Vorerkrankungen abgerechnet werden.

Neueste Technik im Rettungswagen

Lührs Rescue aus Münster stellt auf dem Freigelänge (FG05-2) nach eigener Aussage einen Rettungswagen (RTW) der Firma WAS (Wietmarscher Ambulanz- und Sonderfahrzeughersteller) vor, der ausgerüstet ist mit modernster Telemedizintechnologie und Beatmungstechnik.

In dem RTW könnten der Notarzt und das Rettungsdienstpersonal jederzeit eine gesicherte Verbindung zu einem Server aufbauen. Über den Server würden die Daten zum Krankenhaus übermittelt, wo sie mittels der browserbasierten Applikation "corpuls.web" ausgewertet werden könnten.

Auf diese Weise sei es dem Klinik-Arzt möglich, auf die vor Ort erhobenen Livedaten in Echtzeit zuzugreifen, das Notfallteam zu unterstützen und sich innerklinisch bereits vorzubereiten.

Da die Anwendung webbasiert sei, ließen sich die Daten aus dem RTW natürlich auch auf alle Endgeräte mit Browser und Internetzugang übertragen beispielsweise auf Smartphones und Tablet-PC. Alternativ könnten mittels der Telemedizin-Einheit im RTW die Daten auch via Digitalfunk sicher übertragen werden.

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