Medizintechnik

MedTech weiter auf Wachstumskurs

Die Medizintechnik ist eine Boombranche. Das spiegelt sich auch auf der weltgrößten Medizinmesse Medica wider. Die Branche zeigt dort viele Innovationen.

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DÜSSELDORF. Die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung eröffnet große Chancen für die Datennutzung im Gesundheitsbereich. Sie dürfen durch die Umsetzung der Verordnung in deutsches Recht nicht beschränkt werden, fordert Hans-Peter Bursig, Geschäftsführer des Fachverbandes Elektromedizinische Technik im Zentralverband Elektrotechnik und Elektroindustrie (ZVEI). Denn das würde die notwendige Digitalisierung der Gesundheitsversorgung behindern, warnte Bursig im Vorfeld der Medizinmesse Medica, die am Montag in Düsseldorf startet.

"Die Datenschutz-Grundverordnung schafft erstmals in Europa einen einheitlichen Ansatz beim Datenschutz", sagte er. Er enthalte auch gezielte Regelungen zur Nutzung von Gesundheitsdaten. Sie gingen über das in Deutschland seit Jahren dominierende Prinzip der Datensparsamkeit hinaus. "Es geht darum, die Öffnungsmöglichkeiten, die die Verordnung bietet, auch im deutschen Bereich zu erhalten." Das bedeute keine Aushebelung des Datenschutzes, stellte er klar. Der Schutz personenbezogener Daten stehe nicht in Frage. Aber die hierzulande geübte Praxis, Daten nur für einen bestimmten Zweck zu erheben und zu verwenden, könne nicht das Leitbild der Digitalisierung sein. Ihr Ziel müsse die individualisierte Gesundheitsversorgung sein, also die Organisation der optimalen Versorgung für den einzelnen Patienten.

Die konsequente Nutzung von Daten aus allen Quellen zur Verbesserung des medizinischen Wissens ist für Bursig einer der drei wesentlichen Bausteine der Digitalisierung. Die anderen beiden sind die Vernetzung und Optimierung der Prozesse sowie die direkte Beteiligung der Patienten und Bürger an der Versorgung.

Nach Angaben des ZVEI-Geschäftsführers ist die deutsche Medizintechnik weiterhin auf Wachstumskurs. Im laufenden Jahr wird der Umsatz der Branche um 2,5 Prozent auf 28,3 Milliarden Euro zunehmen. "Wir gehen davon aus, dass wir uns im nächsten Jahr auf diesem Niveau halten können." Die Exportquote liegt 2016 bei 64 Prozent. Die Zahl der Mitarbeiter legt um zwei Prozent auf 133.000 zu.

Das Wachstum verlangsamt sich allerdings. 2015 hatte es beim Umsatz noch ein Plus von 8,5 Prozent gegeben. Die deutschen Hersteller spüren unter anderem das Abschwächen des Wirtschaftsbooms in China. Hier nahm der Umsatz um sechs Prozent zu, verglichen mit 13 Prozent im Jahr zuvor. Einen Einbruch von 13 Prozent gab es in der Türkei, die Verkäufe nach Japan gingen um sechs Prozent zurück, nach Großbritannien um drei Prozent. 42 Prozent der Exporte gehen in die EU. "Das bringt eine gewisse Stabilität", sagte Bursig.

Auch wenn sich die Dynamik an der einen oder anderen Stelle abschwächt, bleibt die Medizintechnik eine Branche, die sich rasant entwickelt, betonte Dr. Thomas Dietrich, der Geschäftsführer des IVAM – Fachverband für Mikrotechnik. Zwar gibt es in Ländern wie Brasilien durch politische Turbulenzen Einbrüche, doch der Bedarf an Medizintechnik bleibt bestehen, die Technologie wird sich weiterentwickeln. "Unterm Strich sind die Aussichten beruhigend", sagte Dietrich.Gerade im Bereich der Digitalisierung müssten sich die Komponentenhersteller auf neue Vertriebswege einstellen. Das liege am veränderten Informationsverhalten der Patienten, die genaue Vorstellungen von dem haben, was sie wollen, erläuterte er. "Man kann Produkte heute darüber in den Markt bringen, dass man die Patienten informiert." Die Unternehmen müssten diese neuen Vertriebswege im Blick haben. (iss)

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