Kommentar – Versorgungsengpässe

MVZ als Zwischenschritt

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:

Die plötzliche Schließung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) mit drei Standorten im ländlichen Oberbayern schlägt nicht nur vor Ort Wellen. An dem Beispiel entzündet sich einmal mehr die Diskussion darum, ob die Zentralisierung der Versorgung auf dem Land in großen Einrichtungen mit mehreren Standorten und hauptsächlich angestellten Ärzten der Königsweg ist, um Versorgungsengpässen zu begegnen.

Doch sollte das Kind hier nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden. Sicher: Schließt ein großer Anbieter in einer Region, ist auf einen Schlag die Versorgung einer größeren Region eher gefährdet, als wenn es nur um eine Praxis mit ein oder zwei Ärzten geht.

Die Anziehungskraft solcher Einrichtungen als Arbeitgeber für junge Ärztinnen und Ärzte sollte jedoch nicht unterschätzt werden. Sind diese Ärzte erst einmal auf dem Land heimisch geworden, dann sind genau sie es, die – dann selbstständige – Nachfolger von Ärzten werden können, die in den Ruhestand gehen. Die Karriere vom Klinikarzt direkt in die Praxis ist für die nachfolgende Generation häufig nicht direkt erstrebenswert. Die Anstellung im MVZ als Zwischenschritt scheint sich jedoch zu etablieren. Die Luft der ambulanten Medizin macht offenbar nicht selten Lust auf mehr.

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Kommentare
Wolfgang P. Bayerl 11.02.201711:07 Uhr

Man muss endlich die selbständige Niederlassung

des Arztes als gesundheitspolitische Notwendigkeit erkennen!
Es geht dabei nicht nur um Geld, sondern auch um die haarsträubende Überbürokratisierung
mit einem wahrhaft parasitenhaftem (teuren) Heer an externen (kommerziellen) Zertifizierern und Kontrollierern bis zum TÜV, dessen Ruf schon lange nicht mehr der beste ist,
als ob das lange Medizinstudium und eine nachfolgende gründliche Facharztausbildung (vor der Niederlassung) überhaupt nichts mehr Wert seien.
Wer den Niedergelassenen gesundheitspolitisch kaputt gehen lässt, demonstriert damit trotz aller guten Worte eigentlich sein Desinteresse am kranken Patient, da hilft auch kein (Laien-)Patientensprecher und anderes pipapo.

Hauke Gerlof 10.02.201715:40 Uhr

Wie kompetent sind eigentlich die Zulassungsgremien?

Zu dem Kommentar erreichte uns ein Leserbrief eines Allgemeinarztes in Ruhestand aus der Region per E-Mail:

Als ehemaliger Allgemeinarzt in Mittelfranken - Sugenheim liegt im Nachbarlandkreis Neustadt/A.- und der persönlichen Kenntnis des Marktes Petershausen und Umgebung ist mir dieses MVZ von Anfang an sehr suspekt gewesen, und ich stelle die Kompetenz der hier Zuständigen - voran die
Zulassungsgremien - infrage. Wie dies genehmigt werden konnte, ist mir nach wie vor schleierhaft.
Leid tun mir die betroffenen Patienten, insbesondere die nicht mehr so mobil sind. Mich wundert nicht, dass nicht wenige Einwohner von Petershausen ihren Hausarzt in Dachau oder sogar München haben, wobei sie oft ihren früheren Arzt in der Stadt nach ihrer "Auswanderung", z.B. von München aufs Land, behielten.
Petershausen ist eine wegen des "billigen" Baugrundes geradezu an Bevölkerungszahl explodierte Gemeinde, was besonders die zuständigen kommunalen Vertreter zu verantworten haben. Offensichtlich hat keiner dieser "Entscheider" auf dem Schirm gehabt, dass die Neubürger auch einen zusätzlichen medizinischen Versorgungsbedarf entwickeln werden, insbesondere wenn sie älter werden.
So wiederum ist es nicht verwunderlich, dass man auch seitens der Gemeinde dieses MVZ wie einen rettenden Strohhalm ergriff und sich jetzt wundert, einem Scherbenhaufen gegenüber zu stehen.

Rudolf Egeler,
Allgemeinarzt i.R.
St.-Georg-Str.66
91315 Höchstadt

Wolfgang Bensch 10.02.201713:14 Uhr

Wie steht es um die finanzielle Anziehungskraft?

Anders formuliert:
Was kostet ein angestellter Arzt den MVZ-Betreiber?
Welchen Umsatz generiert ein angestellter Arzt mit Leistungen, die über kassenärztliche Vereinigungen abgerechnet werden?
Noch anders formuliert:
Kann das Ende eines MVZ das Ergebnis wirtschaftlicher Überlegungen sein?

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