Amputationen verhindern

Fußnetz Bayern hat hohe Ziele

Durch eine sektorübergreifende Zusammenarbeit aller Leistungserbringer will das Fußnetz Bayern medizinische Erfolge bei Diabetikern erzielen. Zentraler Baustein ist eine elektronische Patientenakte.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Den diabetischen Fuß in den Griff zu kriegen ist das Ziel des IV-Projekts Fußnetz Bayern.

Den diabetischen Fuß in den Griff zu kriegen ist das Ziel des IV-Projekts Fußnetz Bayern.

© CID GmbH

BERLIN. Durch eine frühzeitige abgestimmte Therapie will das Fußnetz Bayern möglichst viele Amputationen bei Diabetikern verhindern und mittelfristig auch die Behandlungs- und Folgekosten des diabetischen Fußes senken.

Mehr als 100 Experten aus ganz Bayern sind in dem Verein zusammengeschlossen. Von medizinischer Seite wirken diabetologische Schwerpunktpraxen, Fußambulanzen, Kliniken, Angiologen, Radiologen, Fuß-, Gefäß- und plastische Chirurgen sowie Orthopäden mit.

Neben Ärzten gehören aber auch Orthopädieschuhmacher und Orthopädietechniker, Podologen und Pflegedienste zu dem Netz.

Gefahr von Informationsverlusten

Das Besondere: "Alle arbeiten an ein und derselben Patientenakte", sagt der zweite Vorstand des Netzes Dr. Günter Kraus. Möglich macht das der sogenannte Synapter, eine technische Lösung, die laut Kraus ursprünglich vom Bau kommt.

Damit will der Verein ein Hauptproblem bei der Versorgung des diabetischen Fußes in den Griff bekommen: "Es gibt extrem viele Schnittstellen. So besteht immer die Gefahr von Informationsverlusten und Doppeluntersuchungen", sagt Kraus, der als Diabetologe im Raum Bamberg tätig ist.

Das Netz hat bereits 2011 beschlossen, keine lokale Softwarelösung zu verwenden und stattdessen begonnen, den Synapter in Kooperation mit der Berliner IT-Firma Aribyte zu entwickeln und zu erproben.

Das verschlüsselte System ist internetbasiert. So gibt es keine Update- und Kompatibilitätsprobleme. "Wir haben die Möglichkeit, erstmals eine IT-Plattform zu nutzen, die räumlich unbegrenzt arbeiten kann", erklärte Kraus.

Okay der Datenschützer liegt vor

Der Synapter erfüllt nach seinen Angaben höchste technische und juristische Sicherheitsstandards. Auch die Zustimmung der Datenschützer hat das Netz schon. Die Zugriffsrechte sind festgelegt. Die Freigabe der Patientendaten erfolgt individuell und mit Einwilligung des Patienten.

Wenn zum Beispiel ein Hausarzt den Angiologen in die Behandlung einbeziehen will, lässt er sich die Einwilligung des Patienten geben, sendet einen Zugriffscode an den Angiologen und erhält so sehr schnell und ohne zusätzlichen Weg für den fußkranken Patienten einen Facharzt-Befund.

Im Synapter sind S3-Leitlinien und Expertenstandards hinterlegt. Das macht die Dokumentation nach Kraus‘ Darstellung eindeutig und schnell. Außerdem sind auch Datenbanken zum Beispiel für die ICD-10-Codierung und für Produkte eingebunden.

Eine Machbarkeitsstudie in 17 Praxen mit 300 Patienten ist laut Kraus sehr gut gelaufen: "Das Resümee war hervorragend."

Selektivvertrag im Visier

Einen Selektivvertrag mit Krankenkassen hat das Netz noch nicht geschlossen. Vor dem Roll-out sollte alles perfekt aufgestellt sein.

"Unser Konzept ist, dass wir ein funktionierendes Netzsystem sowohl von der Organisation als auch von der IT-Lösung und Umsetzung her entwickeln, bevor wir einen Vertrag schließen", sagt Kraus.

Nun haben aber konkrete Verhandlungen mit Krankenkassen begonnen.

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