OECD attestiert Deutschland Mangel an Jungärzten
BERLIN (dpa). Deutschland fällt bei der Ausbildung von Ärzten und anderen hoch qualifizierten Fachkräften im internationalen Vergleich weiter zurück. Das geht aus dem OECD-Bildungsbericht 2008 hervor. Danach fehlen in der Bundesrepublik vor allem Jung-Akademiker wie beispielsweise Mediziner.
Veröffentlicht:Im Schnitt der Industriestaaten beginnen 56 Prozent eines Jahrgangs ein Studium beginnen. In Deutschland schwankt diese Zahl dagegen zwischen 35 und 37 Prozent. Mit der eigenen Ausbildung könne Deutschland seinen Bedarf an hoch qualifizierten Fachkräften nicht mehr decken, kritisierte die OECD-Bildungsdirektorin Barbara Ischinger. Angesichts der gesunkenen Studienneigung junger Menschen fürchtet sie eine weitere Verschärfung dieser Entwicklung in Deutschland.
Stipendien sollen Studium erschwinglich machen.
Um mehr junge Menschen aus einkommensschwächeren Elternhäusern für ein Studium zu gewinnen, plädiert die OECD für ein Stipendiensystem. Dies habe sich als wirksamer erwiesen, als die Finanzierung von Studiengebühren über Kredite, sagte Ischinger.
84 Prozent der 25- bis 34-Jährigen verfügen in Deutschland über eine abgeschlossene Berufsausbildung oder über ein Abitur. Dies ist deutlich mehr als im OECD-Mittel (78 Prozent). Allerdings verliere das deutsche Berufsbildungssystem zunehmend seine bisherige Stärke, für einen reibungslosen Übergang junger Menschen in den Arbeitsmarkt zu sorgen. Der Anteil der 25- bis 29-Jährigen, der weder in Arbeit noch in Ausbildung sei, liege in Deutschland mittlerweile über dem Schnitt der EU-Staaten.
2005 gaben die OECD-Staaten im Schnitt 6,1 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes (BIP) für Bildung aus, Deutschland hingegen nur 5,1 Prozent. Statt als "strategische Zukunftsinvestition" mehr Geld für Bildung bereitzustellen, habe Deutschland mehr für Gesundheit und Soziales ausgegeben.
Angesichts des Geburtenrückganges und eines wachsenden Bedarfs an höher qualifizierten Fachkräften "kann dies auf lange Sicht die globale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands deutlich gefährden", sagte Ischinger.