Der Standpunkt

Problemfeld Praxisabgabe

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:

Ärzte auf dem Land, die ihre Praxis abgeben wollen, haben Probleme, Nachfolger zu finden. Dieses Faktum war schon länger bekannt. Aber welches Ausmaß dieses Problem bereits heute hat, und wie ältere Ärzte darauf reagieren - das hat die aktuelle Umfrage von SpringerMedizin mit der "Ärzte Zeitung" und Deutscher Apotheker- und Ärztebank drastisch vor Augen geführt.

Einerseits bereitet die Abgabe ihrer Praxis 75 Prozent der Ärzte auf dem Land große Sorgen. Und vier von fünf Landärzten halten laut Umfrage den Praxisverkauf für schwierig oder unmöglich. Andererseits vermitteln die Ergebnisse kein Bild der Hoffnungslosigkeit.

Denn sie zeigen, in welchem Maße die Mehrheit der freiberuflich tätigen Ärzte offenbar in der Lage ist, auf widrige Umstände zu reagieren: Jeder dritte Umfrageteilnehmer will noch in den Jahren vor der Praxisabgabe investieren, ein weiteres Drittel will Juniorpartner mit aufnehmen und jeder sechste will die Praxis in eine Kooperation überführen. Das gilt auch für die Landärzte.

Frappierend: 50 Prozent der Ärzte auf dem Land - und kaum weniger in den Ballungsräumen und Kleinstädten - wollen bis kurz vor Schluss in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter investieren.

Viele Praxisinhaber haben offenbar erkannt, dass das Team als Ganzes Garant für den Erfolg einer Praxis ist. Humankapital bringt allen Beteiligten hohe Erträge - Ärzten, Mitarbeitern und Patienten. Dahinter steckt auch, dass junge Ärzte sich eher dort engagieren werden, wo die Versorgung funktioniert, wo die Voraussetzungen, Patienten gute Medizin zu bieten, gegeben sind.

Und das ist eher dort, wo die Praxisinhaber bis zum Schluss investieren - in die Technik und eben auch in die Menschen.

Und noch etwas lehrt diese Umfrage: Ärztefunktionäre müssen aufpassen, dass sie mit ihren Klagen über schlechte Honorierung und über schlechte Versorgungsbedingungen für junge Ärzte nicht am Ende vor allem abschreckend wirken. Das wäre dann am Ende die sich selbst erfüllende Prophezeiung.

Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie Hausärzte Fortbildung jetzt „feiern“

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer