Bayern

Auch Zahnärzte sind schwer aufs Land zu bekommen

Immer weniger Zahnärzte nehmen in Bayern den Bohrer freiberuflich zur Hand.

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MÜNCHEN. Beim zahnärztlichen Nachwuchs im Freistaat Bayern schwindet das Interesse, selbstständig tätig zu sein: In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Anzahl der angestellten Zahnärzte um 150 Prozent auf jetzt 1572 erhöht.

Demgegenüber gehe die Anzahl der niedergelassenen Zahnärzte "langsam aber stetig" zurück, berichtete Dr. Stefan Böhm, stellvertretender Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB), vor der Presse in München.

Zwar gebe es im Gegensatz zu Haus- und Fachärzten für Zahnärzte keine Niederlassungsbeschränkung. Gleichwohl führe die KZVB eine Art Bedarfsplanung, bei der die Zahl der Zahnärzte ins Verhältnis zur Einwohnerzahl gesetzt wird, erläuterte Böhm. Demnach liege der Versorgungsgrad derzeit landesweit über 100 Prozent, es bestehe jedoch eine ungleiche Verteilung.

So gibt es in München rechnerisch für 700 Einwohner einen Zahnarzt, in Niederbayern kommen auf einen Zahnarzt hingegen 1400 Einwohner.

Eine Umfrage der KZVB bei allen Zahnärzten, die älter als 60 Jahre sind, ergab, dass 28 Prozent der Befragten glauben, dass sie keinen Nachfolger für ihre Praxis finden werden. "Wenn das so kommt, schließen in den kommenden fünf Jahren zwischen 400 bis 500 der rund 7100 Zahnarztpraxen in Bayern", erklärte Böhm.

Betroffen sei in erster Linie der ländliche Raum, der für Zahnärzte zunehmend unattraktiv werde. Dabei spielen ähnliche Faktoren wie in der Humanmedizin eine Rolle, erklärte Böhm. Es gebe aber auch "knallharte wirtschaftliche Gründe".

Auf dem Land ist die Kaufkraft geringer

So erwirtschafte eine Zahnarztpraxis heute rund 50 Prozent ihres Umsatzes durch Privatleistungen, also entweder mit Privatversicherten oder über Zuzahlungen von gesetzlich Versicherten. In ländlichen Regionen mit einer geringeren Kaufkraft seien jedoch deutlich weniger Patienten in der Lage, zusätzlich Geld für hochwertigen Zahnersatz oder Implantate auszugeben.

Hinzu kommen erhebliche Unterschiede bei den Pro-Kopf-Ausgaben, die die Krankenkassen für die zahnmedizinische Versorgung ihrer Versicherten leisten, erklärte Böhm.

So stelle die AOK Bayern pro Kopf 176 Euro im Jahr für zahnmedizinische Behandlungen zur Verfügung, während es bei Betriebs- oder Ersatzkassen bis zu 214 Euro sind. Damit gefährde die AOK die flächendeckende zahnmedizinische Versorgung in Bayern.

Vor allem in Regionen mit einem hohen Anteil AOK-Versicherter werde es immer schwieriger, Zahnärzte für die Übernahme einer Praxis zu gewinnen, erklärte Böhm. (sto)

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