HIV-Prävention

Sensibilisierung außerhalb der Praxen

Deutschland hinkt dem UNAIDS-Ziel 90-90-90 hinterher. Ärzte wählen neue Strategien bei der Aufklärung.

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KÖLN. In der HIV-Prophylaxe müssen niedergelassene Ärzte zunehmend neue Wege außerhalb der Praxis einschlagen, um Vertreter von Risikogruppen, wie zum Beispiel Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), zu erreichen.

Das ist eine zentrale Erkenntnis des diesjährigen Workshops der Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (dagnä) vor Kurzem in Köln.

Bei dem Symposium "On the road to 90-90-90" erinnerte Sonja Luz vom Veranstalter, dem ausschließlich auf HIV spezialisierten Pharmaunternehmen ViiV Healthcare an die Ziele des Joint United Nations Programme on HIV/AIDS (UNAIDS).

Im Oktober 2014 postulierte die Organisation, dass bis zum Jahr 2020 weltweit 90 Prozent aller Menschen mit HIV von ihrer Infektion wissen, davon sollen 90 Prozent eine HIV-Therapie erhalten, von denen wiederum bei 90 Prozent die HI-Viruslast dauerhaft unter der Nachweisgrenze liegt.

Hemmnisse und Hürden beseitigen

Für Luz ist in Deutschland mit "84-82-94" noch "Luft nach oben" bei der Anzahl der diagnostizierten HIV-Infektionen. Um das Blatt zu wenden, müssten Hemmnisse und Hürden für den HIV-Test beseitigt und der Test zumindest für diejenigen mit einem hohen Risiko für eine HIV-Infektion so niederschwellig wie möglich angeboten werden, forderte sie.

Wie das gehen könnte, zeigte das Berliner Projekt "Let's talk about sex and drugs" der Berliner Aids-Hilfe. Unterstützt vom Berliner schwullesbischen Stadtmagazin "Siegessäule" bedient dies als offenes Forum den Aufklärungsbedarf zu Sex und Drogen.

Anstoß zu diesem Projekt seien die immer detaillierteren Fragen der Patienten zu Drogen und HIV-Medikamenten gewesen, die im Rahmen der Sprechstunde nicht ausreichend besprochen werden können, erinnerte sich der HIV-Schwerpunktarzt Dr. Martin Viehweger in Köln.

Sex unter Einfluss chemischer Drogen

Auf einem 2014 initiierten Patienten-Workshop in seiner HIV-Praxis sei Viehweger erstaunt gewesen, wie viele seiner Patienten Drogen konsumierten und wie groß der Aufklärungsbedarf sei – zum Beispiel zum Sex unter Einfluss chemischer Drogen (Chem-Sex).

Seitdem veranstalten Viehweger und die Drag Queen Pansy mehrmals im Jahr ein offenes Forum in einer Berliner Bar, in dem in offener Atmosphäre mit einem "open microphone" Menschen mit einem hohen Risiko für eine HIV-Infektion über HIV, sexuell übertragbare Krankheiten, Chem-Sex und andere Sexualpraktiken sowie die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) sprechen. Demnächst sollten dort auch HIV-Tests angeboten werden. (maw)

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