Staatsanwaltschaft stellt Doping-Verfahren ein

BAD SACHSA/GÖTTINGEN (pid). Fast vier Jahre lang hat die Staatsanwaltschaft Göttingen gegen einen Arzt aus dem Südharz wegen mutmaßlicher Verwicklungen in die Radsport-Dopingaffäre ermittelt. Jetzt hat die Anklagebehörde das Verfahren gegen die Zahlung einer Geldbuße von 5000 Euro eingestellt. Der Arzt habe die Geldbuße bereits gezahlt, teilte Behördensprecher Andreas Buick mit.

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Auch der Vorwurf des Eigenblutdopings stand bei dem Prozess gegen den verdächtigten Arzt im Raum.
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Auch der Vorwurf des Eigenblutdopings stand bei dem Prozess gegen den verdächtigten Arzt im Raum. © pixelstore / fotolia.com

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Die Staatsanwaltschaft hatte gegen den aus Polen stammenden Arzt wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz sowie wegen des Verdachts der Körperverletzung ermittelt.

Der Arzt aus dem Südharz war durch ein abgehörtes Telefonat, das der Madrider Dopingarzt Eufemiano Fuentes mit ihm geführt hatte, ins Visier der Strafverfolgungsbehörden geraten. In dem Gespräch soll Fuentes ihn gebeten haben, ihm ein Medikament zu schicken, das auf der Dopingliste steht. Im August 2006 durchsuchten daraufhin Ermittler des Bundeskriminalamtes und der Staatsanwaltschaft Göttingen das Wohnhaus des Arztes in Bad Sachsa und seinen damaligen Arbeitsplatz an einer Klinik in Thüringen.

Trotz umfangreicher Ermittlungen im In- und Ausland konnte die Staatsanwaltschaft jedoch nicht eindeutig klären, ob er in großem Umfang Arzneimittel zu Dopingzwecken insbesondere an Radsportler geliefert hatte. Die Ermittlungen wurden vor allem dadurch erschwert, dass die spanischen Behörden alle Rechtshilfeersuchen der deutschen Justiz ablehnten. Die Staatsanwaltschaft hatte dort unter anderem die Herausgabe der Daten von fünf Festplatten beantragt, die bei Fuentes beschlagnahmt worden waren.

Ein erhebliches strafrechtliches Verhalten, das für eine Anklageerhebung erforderlich wäre, sei dem Arzt somit nicht nachzuweisen gewesen, sagte Buick.

Auch der Verdacht der Körperverletzung ließ sich nicht hinreichend erhärten. Diese Ermittlungen waren durch Aussagen des Radprofis Jörg Jaksche ausgelöst worden. Dieser hatte in einem Interview darüber berichtet, dass der Arzt ihm dreimal Eigenblut zugeführt habe - einmal in der Klinik in Thüringen, einmal an dessen Wohnort im Südharz und ein weiteres Mal während der Tour de France 2005 am Etappenzielort in Karlsruhe.

Das Geld für das Eigenblutdoping überwies Jaksche nach eigenen Angaben auf ein Schweizer Konto des spanischen Dopingarztes Fuentes. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft drehten sich insbesondere um die Frage, ob der Radprofi über die möglichen gesundheitlichen Konsequenzen des Eigenblutdopings aufgeklärt worden war.

Auch das Verfahren gegen die Ehefrau des Arztes, die in einer Apotheke im Harz arbeitete, wurde eingestellt. Ihr wären im Falle eines Tatnachweises allenfalls länger zurückliegende geringfügige Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz zur Last zu legen gewesen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.

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