Brechmittelprozess

Verhandlung steht auf der Kippe

Der angeklagte Polizeiarzt ist im dritten Brechmittelprozess erkrankt und verhandlungsunfähig. Deswegen könnte der Prozess gänzlich platzen.

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BREMEN. Vielleicht platzt der Prozess gegen einen Bremer Polizeiarzt. Denn der Angeklagte ist - offenbar unter der Last der Prozesse - psychisch erkrankt und damit verhandlungsunfähig. Das meldete das Bremer Regional-Fernsehmagazin "buten un binnen".

Dem Arzt wird vorgeworfen, er habe 2004 den Tod eines mutmaßlichen Drogenhändlers verursacht, weil er ihm unter Zwang Brechmittel und Wasser eingeflößt hat.

Ein Gutachten, das das Gericht in Auftrag gegeben hatte, bescheinigt dem 49-jährigen Mediziner nun Verhandlungsunfähigkeit. Die Erkrankung ist offenbar so schwer, dass die Verhandlung länger als drei Monate unterbrochen werden muss.

Das bedeutet aber für den Prozess möglicherweise das Aus. Denn laut Strafprozessordnung darf eine Verhandlung nicht länger als ein Vierteljahr ausgesetzt werden, bestätigte Dr. Thorsten Prange, vorsitzender Richter und Sprecher des Gerichtes der "Ärzte Zeitung".

Gericht würde Einstellung zustimmen

Nun muss das Gericht entscheiden, ob das Verfahren nach drei Monaten ein weiteres Mal eröffnet oder eingestellt wird. Das Gericht und auch die Verteidigung würden der Einstellung des Verfahrens zustimmen, hieß es.

Nun ist die Staatsanwaltschaft am Zuge. Sie will sich aber öffentlich nicht zu einem laufenden Prozess äußern, sagt Staatsanwalt Frank Passade.

Ende 2004 verhaftete die Bremer Polizei Laya Alama Condé aus Sierra Leone. Der Verdacht: Er haben Drogenkügelchen geschluckt. Um die vermuteten Kokain-Kügelchen sicherzustellen, verabreichte der Polizeiarzt Igor V. dem Afrikaner unter Zwang Brechmittel und Wasser. Condé erbrach die Drogenpakete und fiel im Laufe der Prozedur ins Koma. Anfang 2005 starb er.

Zwei Mal stand der Arzt bereits vor Gericht. Beide Verfahren endeten mit einem Freispruch. Aber der Bundesgerichtshof hat beide Freisprüche kassiert. (cben)

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