Rx-Versandverbot

Apotheker attackieren Spahn

Der Verein „Freie Apothekerschaft“ ist Interessenkampf auch um grobe Worte nicht verlegen. Dem Gesundheitsminister unterstellt man eben mal „Vetternwirtschaft“.

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HERXHEIM. Gerüchte, wonach der Apothekerdachverband ABDA inzwischen bereit sei, von der Forderung nach einem Verbot des Rx-Versands abzurücken und der Branche dafür im Gegenzug 350 Millionen Euro Honoraraufstockung winken, die über einen Strukturfonds verteilt werden sollen, stoßen dem Verein „Freie Apothekerschaft“ sauer auf.

„Die ABDA vertritt bei einem Nachgeben in diesem Punkt in keiner Weise die niedergelassenen Apotheker“, ist die Vereinsvorsitzende Dr. Helma Gröschel überzeugt.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn unterstellt Gröschel „‘Vetternwirtschaft‘ zugunsten eines holländischen Versenders, dessen Geschäftsführer vor einigen Jahren mit Spahn eine Beratungsagentur hatte“.

Die Vereinsvorsitzende spielt damit an auf die Freundschaft zwischen dem Gesundheitsminister und DocMorris-Vorstand Max Müller. Die Geschichte füllt ein ganzes Kapitel in der unlängst erschienenen Spahn-Biografie des Journalisten Michael Bröcker, war aber auch zuvor schon bekannt.

Unterdessen zitiert die „Deutsche Apotheker Zeitung“ am Dienstag die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Karin Maag (CDU), die „nichts von einem 350-Millionen-Euro-Paket weiß, das die Apotheker angeblich erhalten sollen“. Auch die SPD-Fraktion habe keine Kenntnis von solchen Plänen, heißt es in dem Bericht weiter.

Nach Ansicht der Freien Apotheker stünde der Branche ohnehin eine kräftige Honorarerhöhung zu – auch ohne den Verzicht auf das Versandhandelsverbot.

Gröschel: „Die Apotheken sind seit 14 Jahren von der Inflation abgekoppelt, die sich in dem Zeitraum um rund 20 Prozent erhöht hat. So konnten sich die Krankenkassen um Milliarden bereichern. Das gilt es erst einmal auszugleichen.“ (cw)

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