Kommentar – Wenn Patienten auf Medikamente verzichten sollen

Kein Liebesentzug!

Ärzte haben nicht selten Sorgen, Patienten könnten auf den „Entzug“ von ehemals verordneten Arzneien skeptisch reagieren. Die Sorge aber könnte unbegründet sein.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:

Es gehört zu den vornehmlichen Aufgaben von Ärzten, die Therapie zu verordnen, die benötigt wird. Zu diesen Aufgaben zählt aber auch, Patienten jene Medikamente zu ersparen, die nicht vonnöten sind.

Schwierig kann es werden, wenn ein bis dato verschriebenes Mittel im weiteren Behandlungsverlauf überflüssig wird und fortan von der Medikamentenliste gestrichen werden soll. Deprescribing lautet der englische Begriff dafür; Entschreiben als das Gegenteil von Verschreiben.

Viele Ärzte fürchten in solchen Fällen, die Patienten könnten es als Kränkung, gewissermaßen als Liebesentzug empfinden, wenn sie plötzlich auf Gewohntes verzichten sollen. Könnten glauben, ihre Lage sei hoffnungslos und die Therapie damit sinnlos geworden. Oder annehmen, Sparen sei auf einmal wichtiger geworden als eine optimale Behandlung.

Folgt man den Ergebnissen einer kürzlich publizierten Studie, entbehren solche Sorgen der Grundlage. Denn eine große Mehrheit der Patienten und auch der Pflegenden ist offenbar durchaus bereit, auf bisher verordnete Mittel zu verzichten.

Wichtig dafür ist, dass der behandelnde Arzt die Vertretbarkeit dieser Maßnahme nachvollziehbar begründen kann. Den Patienten muss beim Deprescribing demnach eines klar sein: Der Arzt streicht ein Medikament, aber keineswegs die Segel.

Lesen Sie dazu auch: Polypharmazie: Patienten sind meist bereit, auf Medikation zu verzichten

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Künstliche Intelligenz

Entwickler im Interview: So funktionieren KI-Sprachmodelle in der Praxis

„Enorme Veränderungen“

Wie ein Hausarzt KI in seiner Praxis einsetzt

Lernendes System E-Patientenakte

Ärztetag legt neues Pflichtenheft für ePA vor

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„Enorme Veränderungen“

Wie ein Hausarzt KI in seiner Praxis einsetzt

Fettgewebe krankhaft verringert

So erkennen und behandeln Sie Lipodystrophien

Lesetipps
Ein Gehirnscan, auf dem Läsionen zu sehen sind.

© Image Point Fr / BSIP / Nih / mauritius images

Hinweise auf das richtige Vorgehen

Multiple Sklerose-Therapie im Alter: Fortführen, switchen oder stoppen?

Der 128. Deutsche Ärztetag findet von 07. bis 10. Mai in Mainz statt.

© Christian Glawe-Griebel/helliwood.com

Themenseite

Alle Berichte vom Ärztetag im Überblick