Privatuniversität sucht neue Sponsoren

KÖLN (iss). Der Verlust des Hauptsponsors Droege International beeinträchtigt weder die Abläufe im Studium der Humanmedizin noch in anderen Fachbereichen der privaten Universität Witten/Herdecke. "Der Ausstieg von Droege hat sich schon länger abgezeichnet, die Universität hat sich in den vergangenen Monaten darauf vorbereitet", sagte Universitätssprecher Bernd Frye.

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Witten wird vorerst eine Universitätsstadt bleiben.

Witten wird vorerst eine Universitätsstadt bleiben.

© Foto: dpa

Um der Universität aus finanziellen Schwierigkeiten zu helfen, hatte die Düsseldorfer Unternehmensberatung Droege der Hochschule im Sommer 2007 Unterstützung zugesagt. Über einen Zeitraum von sieben Jahren wollte das Unternehmen insgesamt zwölf Millionen Euro zur Verfügung stellen - geknüpft an fest definierte Bedingungen wie Einsparmaßnahmen der Hochschule und eine Reakkreditierung durch den Wissenschaftsrat. Mit dem Angebot hatte Droege den SRH-Konzern, der private Kliniken und Fachhochschulen betreibt, aus dem Rennen geschlagen.

Ein Sponsoring-Vertrag wurde zwischen den beiden Parteien nie abgeschlossen. Ende Dezember stellte Droege der Uni 2,6 Millionen Euro zur Verfügung, um ihr aus einem finanziellen Engpass zu helfen.

Über die Gestaltung der langfristigen Zusammenarbeit gab es zwischen der Unileitung und dem Unternehmen Differenzen, die nicht beizulegen waren. Droege sah keine Basis mehr für ein weiteres Engagement in der Universität, die Zusammenarbeit wurde komplett eingestellt (wir berichteten). Für das Scheitern schieben sich beide Seiten jetzt gegenseitig die Schuld in die Schuhe.

"Durch die Rücknahme der Finanzierungszusage von Droege gerät die Universität in keine finanzielle Schieflage", stellte die Hochschule nach dem Rückzug des Unternehmens klar. Zurzeit arbeite man an einem neuen Finanzierungskonzept, sagte Sprecher Frye. Es gebe bereits konkrete Verhandlungen mit neuen Sponsoren, es sei aber zu früh, um Namen zu nennen. Direkt nach dem Rückzug von Droege hatte sich bereits der Schulbuchverlag Ernst Klett AG demonstrativ hinter die Uni gestellt. Das Unternehmen ist Träger des Wittener Instituts für Familienunternehmen.

Differenzen waren am Ende zu groß.

Für die Medizinstudierenden wird die Ausbildung in Witten/Herdecke ab dem Wintersemester 2008/2009 deutlich teurer. Die Gebühren steigen von 30 000 Euro auf 47 500 Euro. Dieser Schritt habe aber nichts mit dem Rückzug von Droege zu tun, sagte Frye. "Die Erhöhung gehört zu den Bausteinen, zu denen sich die Universität gegenüber dem Land Nordrhein-Westfalen und dem Sponsor Droege verpflichtet hatte." Das Land beteiligt sich an der Finanzierung der privaten Hochschule.

Anders als von Droege dargestellt, habe die Universität weitere Maßnahmen zur Sicherung der Existenz eingeleitet, so Frye. Dazu gehöre die Einstellung der Studiengänge Musiktherapie und Biowissenschaften - die Biowissenschaften sind jetzt Teil der Mediziner-Ausbildung.

Von den 1100 Studierenden in Witten/Herdecke haben 300 bis 350 das Fach Humanmedizin gewählt. An dem für die Universität charakteristischen Ansatz des problem- und praxisorientierten Lernens in der Medizin werde man festhalten, sagte Frye. Dieser Bereich werde eher noch ausgebaut.

Das Medizinstudium in Witten/Herdecke war ins Visier des Wissenschaftsrates geraten. Er hatte im Juli 2005 schwere Mängel in Forschung und Lehre moniert und die Zukunft des Studiengangs in Frage gestellt. Im Juli 2006 hatte der Wissenschaftsrat das von der Uni vorgelegte Konzept für die Neuausrichtung akzeptiert und den Studiengang akkreditiert. Zu dem Konzept gehörten die Schaffung neun zusätzlicher Lehrstühle und die Fokussierung auf die Versorgungsforschung.

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