CSL Behring stärkt Standort Marburg mit neuer Anlage
Patienten mit Hämophilie B sollen von einer neu eingerichteten Produktion in Marburg profitieren.
Veröffentlicht:MARBURG. Die neue Produktionsanlage des Marburger Pharmaunternehmens CSL Behring soll vor allem Bluterkranken helfen: Erstmals wird dort nach eigenen Angaben das Medikament für Patienten mit Hämophilie B gentechnisch hergestellt. Bislang wird das Konzentrat, das sich die Betroffenen meist zwei- bis dreimal pro Woche spritzen, aus menschlichem Blut gewonnen.
Mit dem gentechnisch hergestellten Präparat soll dies in Zukunft nur noch etwa einmal wöchentlich nötig sein. "Damit betreten wir Neuland", erklärt der leitende Planungsingenieur Marko Witt. Die Patienten werden allerdings frühestens in drei Jahren von der Entwicklung profitieren. Das Medikament steckt nämlich noch in der klinischen Prüfung. Aktuell befindet es sich in der Testphase an Patienten in Europa, den USA und Australien.
20 Millionen Euro kostet die Anlage, die vor Kurzem eingeweiht wurde. "Einen Meilenstein" nannte sie Geschäftsführer Roland Martin. Mit der Anlage werde CSL Behring zu einem Exzellenzzentrum für die Herstellung von Hämophilieprodukten. Für die Kranken habe dies eine enorme Bedeutung.
Die 1200 Quadratmeter große Anlage wird von sechs Kilometern Rohrleitungen und 75 Kilometern Elektrokabeln durchzogen. Nur wenige Menschen dürfen den hermetisch abgeschlossenen Produktionsbereich betreten. An den stählernen Apparaturen der Reinräume arbeiten die Mitarbeiter in Schutzanzügen. 20-mal pro Stunde wird die Luft komplett ausgetauscht. Die Keimzahl in der Anlage wird ständig überprüft. Sie liegt bei einem Hundertstel der Keimzahl in normalen Räumen.
An dem neuen Medikament arbeiten die Forscher schon seit Jahren. Grundlage der Arznei ist eine Zellkultur, die bereits 1957 aus den Eierstöcken eines chinesischen Hamsters gewonnen wurde. Den Marburger Forschern gelang es, daraus Eiweißstoffe mit dem Blutgerinnungsfaktor IX und Albumin herzustellen, einem Transportprotein im Blut. Durch die Verbindung mit Albumin verzögert sich der Abbau der Blutgerinnungsprodukte.