MSD-Chef Quodt

Mehr Vertrauen für die Versorgung

Das Gesundheitswesen ist voller Gräben - zwischen allen Akteuer. Im Interview mit der "Ärzte Zeitung" plädiert MSD-Chef Hanspeter Quodt für eine neue Vertrauenskultur in der Medizin.

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:
Hanspeter Quodt, Vorsitzender der Geschäftsführung der MSD Sharp & Dohme GmbH, und Wolfgang van den Bergh.

Hanspeter Quodt, Vorsitzender der Geschäftsführung der MSD Sharp & Dohme GmbH, und Wolfgang van den Bergh.

© MSD

Ärzte Zeitung: Herr Quodt, MSD hat vor wenigen Wochen den Gesundheitspreis für innovative Versorgungsformen verliehen. Was steckt hinter diesem Engagement?

Quodt: Wir wollen das Gesundheits-Management in Deutschland neu denken. Angesichts neuer Ideen und Rahmenbedingungen wollen wir, dass sich zunächst einmal Vertrauen bildet, indem sich die verschiedenen Partner gegenseitig verstehen lernen. Neue Ideen zur Zusammenarbeit tragen dazu bei.

Wer sind dabei die Partner?

An unserem Gesundheitsforum haben rund 130 Entscheider aus Krankenkassen, Praxisnetzen, Berufsverbänden, aus der Selbstverwaltung und der Politik teilgenommen. Das Ziel ist, integrierte Versorgungskonzepte zu fördern.

Und die von uns ausgezeichneten Projekte belegen, dass es nicht nur Ideen gibt, sondern Projekte, die in der Versorgung Realität sind und einen Nutzen für Patienten bringen.

Wie schwer ist es, Vertrauen aufzubauen?

Über die Zeit sind tiefe Gräben entstanden, und es ist ein ordentliches Stück Arbeit, diese Gräben zuzuschütten. Im kleineren Strukturen und regional gibt schon Gesprächsbereitschaft und erste konkrete Projekte mit bewiesenem Nutzen. Aber wir sind ja gerade erst gestartet.

Das AMNOG setzt neue Rahmenbedingungen für Innovationen. Was sind die Herausforderungen?

Zunächst die Anerkennung internationaler wissenschaftlicher Standards. Außerdem müssen wir darauf achten, dass sich Deutschland nicht in Richtung Billigland entwickelt. Der Preis darf nicht das einzige Kriterium sein.

Wie sehen Ihre Erfahrungen aus?

Wir haben - im Fall von Boceprevir - vom IQWiG eine Bewertung erhalten, die zwar vom GBA nicht genauso übernommen wurde, aber weit entfernt war von unserer eigenen Bewertung "signifikanter Nutzenvorteil".

Entsprechend schwierig und langwierig waren die Preisverhandlungen. Doch schließlich haben wir eine Einigung erzielt. Im Interesse der betroffenen Patienten sind wir dabei bis an die Grenze dessen gegangen, was wir wirtschaftlich vertreten können.

Sind damit für forschende Unternehmen neue, schwer kalkulierbare Risiken entstanden?

Das kommt darauf an, ob und wie sich die Nutzenbewertung als lernendes System weiterentwickelt. Ich sehe inzwischen, dass die Bereitschaft zum Zuhören wächst.

Wie schärfen Sie denn Neuentwicklungen, die erst künftig auf den Markt kommen, mit Blick auf die Nutzenbewertung?

Wir nutzen schon jetzt sehr intensiv die Möglichkeit der Frühberatungsgespräche beim GBA. Bei jedem Gespräch sind auch Mitglieder unserer Forschungsabteilung dabei.

Versteht denn der GBA die Herausforderung, vor der Sie stehen? Sie müssen ja den Anforderungen international genügen.

Verstehen tut er das.

Aber hält er sich daran?

Für unsere Forschungskollegen ist es eine Herausforderung, das richtige Studiendesign zu finden, um den Anforderungen des GBA zu genügen. Auch deshalb, weil ein beschlossenes Design nicht mehr geändert werden kann, obwohl neue Erkenntnisse das eventuell nötig machen.

Generell ist es möglich, auch den Bestandsmarkt in das System der frühen Nutzenbewertung einzubeziehen. Das betrifft auch Sie.

Richtig. Wir sind aufgerufen, bis Ende Dezember ein Dossier für Sitagliptin einzureichen. Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingt, damit den GBA zu überzeugen, dass es sich um ein innovatives Präparat mit großem Potenzial handelt. Denn Sitagliptin minimiert das Risiko von Unterzuckerung bei Diabetikern.

Macht das für Sie den Standort Deutschland eher abschreckend?

Deutschland ist ein höchst attraktiver Forschungsstandort - angesichts der Dichte und Qualität von wissenschaftlichen Institutionen. Mit rund 50 Millionen Euro für klinische Forschung haben wir in Deutschland das höchste Budget nach den USA. Das möchte ich auf jeden Fall erhalten.

Einer Ihrer Forschungsschwerpunkte ist die Diabetologie. Was sind hier Ihre konkreten Pläne?

Aktuell haben wir ein orales Antidiabetikum für Typ 2-Diabetiker in der Entwicklung, das nur einmal wöchentlich eingenommen wird. Diese Substanz hat in einer zwölfwöchigen Studie den Blutzucker signifikant gesenkt. Die Inzidenz für Hypoglykämien war vergleichbar zu Placebo.

Die FDA fordert in dieser Indikation auch Langzeitdaten, etwa zu kardiovaskulären Risiken. Wie gehen Sie damit um?

MSD hat sich dazu klar positioniert und entsprechende Studien initiiert. Es ist wichtig, dass wir frühzeitig einen Konsens mit den Zulassungsbehörden, aber auch mit dem GBA über die verschiedenen Nutzendimensionen erzielen.

So haben wir beispielsweise im Mai die Rekrutierung für eine kardiovaskuläre Langzeitstudie mit Sitagliptin abgeschlossen.

Aber es gibt auch weitere, für Sie wichtige Forschungsgebiete.

Gerade die Infektiologie ist enorm wichtig, weil sich die meisten Firmen daraus zurückgezogen haben. 1980 haben sich noch 40 Unternehmen in dieser Indikation engagiert, jetzt sind es fünf. Und wir sind eine davon.

Gesundheitspreis: Kooperation stärken

Um die Zusammenarbeit aller Beteiligten im Gesundheitswesen an einer effektiven Versorgung zu stärken, und um innovative und nachhaltige Versorgungsoptimierung in Deutschland zu würdigen und weiter voranzutreiben hat das forschende Pharmaunternehmen MSD Sharp & Dohme GmbH 2011 erstmals den MSD-Gesundheitspreis ausgeschrieben.

Unter der Schirmherrschaft des bayerischen Staatsministers Dr. Wolfgang Heubisch wurden im Oktober 2012 im Rahmen des MSD-Gesundheitsforums in Haar bei München fünf Preisträger für wegweisende Versorgungsprojekte geehrt und erhielten insgesamt 100.000 Euro Preisgeld.

Auch für das Jahr 2013 wird der MSD-Gesundheitspreis wieder ausgeschrieben.

Neu: Für das Projekt mit dem größten Patientennutzen und erfolgreicher aktiver Einbindung der Patienten, wird zusätzlich ein Sonderpreis in Höhe von 10.000 Euro vergeben. Die Bewerbungsunterlagen können bis 15.4.2013 unter gesundheitspreis @msd.de eingereicht werden.

Informationen darüber, zu den Preisträgern 2012 und zur Ausschreibung des MSD-Gesundheitspreises 2013 finden Sie unter: www.msd.de/uebermsd/versorgungsmanagement

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MSD - Zahlen und Fakten

MSD Sharp & Dohme GmbH (Haar bei München) gehört zu Merck & Co., Inc., mit Sitz in Whitehouse Station, N.J. (USA). MSD ist mit verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Arzneimitteln für die Human- und Veterinärmedizin in mehr als 140 Ländern engagiert.

Weltweit hat Merck & Co. 86.000 Mitarbeiter, MSD in Deutschland rund 2400 Mitarbeiter; Umsatz weltweit: 35 Milliarden Euro, in Deutschland 1,1 Milliarden Euro; Forschung- und Entwicklung: weltweit 6,2 Milliarden Euro. Nach den USA ist Deutschland wichtigster Standort für klinische Forschung.

Produkte:Inegy®, Ezetrol® (Fettstoffwechsel); Januvia®, Janumet® (Diabetes); Remicade®, Simponi (Immunologie); Arcoxia® (Rheuma); Insentress® (HIV/Aids).

www.msd.de und www.univadis.de

Corporate Responsibilty

MSD hat das Ziel gesetzt, hochwirksame und sichere Medikamente und Impfstoffe zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Das bedeutet auch, Vorreiter für Gesundheitslösungen zu sein und Verantwortung zu übernehmen.

Darüber hinaus übernimmt MSD aber auch Verantwortung

  • für die Bildung von Kooperationen, um Medikamente und Impfstoffe zu entwickeln, die Patienten in den ärmsten Ländern helfen
  • für Menschen in medizinisch unterversorgten Weltregionen den Zugang zu pharmazeutischen Produkten und nachhaltigen Lösungen zu eröffnen
  • sich in Deutschland national und lokal aktiv an gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen
  • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland gezielt zu unterstützen
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