Zusatzversicherung

PKV kann mit Klinik-Policen nicht punkten

Die Ratingagentur Assekurata stellt den privaten Krankenversicherern (PKV) ein schlechtes Zeugnis für ihr Angebot stationärer Zusatzversicherungen aus.

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KÖLN. "Solange sich die PKV nicht bewegt, würde ich stationäre Zusatzversicherungen nicht empfehlen", urteilte der Mathematiker und Tarifanalyst Axel Fürderer bei der Vorstellung der Assekurata-Studie "Licht und Schatten in der GKV-Zusatzversicherung" am Dienstag in Köln.

Das Papier richtet sich nicht an Kunden, sondern an die Branche. Einbezogen in die Analyse waren 41 Versicherer im Segment Zahntarife und 38 bei den Krankenhauspolicen. Ambulante Zusatzversicherungen blieben außen vor, sie sollen 2016 folgen.

Bei den stationären Angeboten seien die Versicherungsbedingungen zum Teil "absolut unzureichend", so Fürderer. Die Erwartung, bei einem Klinikaufenthalt problemlos Wahlleistungen wie privatärztliche Behandlung und Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer in Anspruch nehmen zu können, werde vielfach enttäuscht.

Laut den Bedingungen dürfen die PKV-Unternehmen außer in Notfällen die medizinische Notwendigkeit einer stationären Behandlung prüfen - auch dann, wenn die gesetzliche Kasse sie anerkennt. Das wissen die Kunden aber häufig nicht. Sie fragen deshalb nicht nach und riskieren, auf den Kosten sitzen zu bleiben.

Höhe der Beiträge nicht untersucht

Das gilt auch für die Anschlussheilbehandlung. Die sei in der Regel in den Versicherungsbedingungen nicht sauber definiert, auch hier fehle die Übernahme der gesetzlichen Leistungsanerkenntnis, kritisierte Fürderer.

"Wir treffen keine Aussage dazu, wie die Versicherer im Einzelfall regulieren, sondern nur dazu, welche Ansprüche der Kunde hat", stellt er klar. Auch die Höhe der Beiträge wurde nicht untersucht.

Weitere Kritikpunkte aus Sicht von Assekurata sind Einschränkungen bei gemischten Anstalten sowie die Kostenübernahme bei Wahlleistungen im Bereich Entgiftungen. "Das sind Überraschungen, die den Kunden drohen können", so Assekurata-Chef Dr. Reiner Will.

Die vielen Mängel schlagen sich in der Bewertung nieder. Bei den 38 PKV-Unternehmen gab es lediglich ein "gut", neun Versicherer erhielten ein "befriedigend". Assekurata bewertete 12 Versicherer mit "ausreichend" und 16 mit "mangelhaft".

Grundleistungen im Blick

Sind die Grundleistungen eines Tarifs aus Sicht der Analysten ausgehöhlt, wird er um eine Note herabgestuft. "Wir achten darauf, dass die Tarife keine Blender sind, und die Kernleistungen im Fokus stehen", erläuterte Will.

Bei der Umstellung auf die Unisex-Tarife zum Jahresbeginn 2013 hätten die Versicherer eine gute Gelegenheit gehabt, die Bedingungswerke in den Zusatzversicherungen anzupassen, betonte Will. Viele hätten das aber nicht gemacht.

"Die Musterbedingungen der PKV sind modernisierungsbedürftig."Die Veröffentlichung der Assekurata-Studie könnte die Unternehmen zum Nachdenken bringen, hofft Fürderer. "Wenn kein Druck da ist, wird sich nichts ändern."

Im Gegensatz zu den stationären Zusatzversicherungen schnitten die Zahnzusatztarife im Urteil von Assekurata sehr gut ab. (iss)

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