Boehringer Ingelheim

2016 lief es besser als erwartet

Auch 2017 könnte für Boehringer Ingelheim ein gutes Jahr werden: Anhaltendes Wachstum bei neuen Pharmaprodukten sowie das vergrößerte Veterinärgeschäft dürften Schwächen an anderer Stelle mehr als wettmachen.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Boehringer-Chef Hubertus von Baumbach und Finanzchefin Simone Menne.

Boehringer-Chef Hubertus von Baumbach und Finanzchefin Simone Menne.

© Andreas Arnold/dpa

INGELHEIM. Das erste Jahr mit generischer Konkurrenz für sein Hauptprodukt Spiriva® (Tiotropium) verlief für Boehringer Ingelheim "besser als erwartet". Das berichtete am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz in Ingelheim der Vorsitzende der Unternehmensleitung Hubertus von Baumbach. Eine Meilensteinzahlung über 525 Millionen Euro aus der Entwicklungspartnerschaft mit Abbvie für den IL-23-Hemmer Risankizumab brachte außerordentliche Mehreinnahmen. Und das am Ende zweistellige Gewinnwachstum war nicht zuletzt auf den Verkauf des US-Generikageschäfts an die jordanisch-britische Hikma Pharmaceuticals zurückzuführen. Mit insgesamt 15,9 Milliarden Euro erlöste der Familienkonzern 2016 sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Der Gewinn nach Steuern verbesserte sich um 18 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro.

Doch auch operativ konnte sich das Familienunternehmen nicht beklagen. Mit verschreibungspflichtigen Medikamenten wurden rund 12 Milliarden Euro umgesetzt (+7,0 Prozent). Dabei büßte Spiriva® um 16 Prozent auf knapp drei Milliarden Euro ein. Starke Zuwächse verbuchten mit +24 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro etwa das Antidiabetikum Linagliptin als Mono- und Kombi-Präparat mit Metformin (Trajenta® / Jantadueto®). Oder auch der Tyrosinkinase-Inhibitor Ofev® (Nintedanib) gegen Lungenfibrose, dessen Verkäufe sich im ersten vollen Jahr nach Markteinführung auf 613 Millionen Euro verdoppelten.

2017 wird erstmals das von Sanofi übernommene Tierarzneimittelgeschäft Merial im Konzernabschluss konsolidiert. Saldiert mit dem im Gegenzug abgegebenen OTC-Geschäft werde sich Boehringers Gesamtumsatz dadurch um rund eine Milliarde Euro erhöhen, erläuterte von Baumbach. Zusammen mit dem eigenen Veterinärgeschäft rücke Boehringer jetzt zur "Nummer zwei" im weltweiten Tiergesundheitsmarkt auf. Eine konkretere Prognose für die operative Geschäftsentwicklung 2017 wollte von Baumbach über die Ankündigung hinaus, "wir wollen marktkonform wachsen", dennoch nicht geben.

Ein Blick auf den Produkt-Nachschub: Mittelfristig seien "mehrere Indikationserweiterungen" zu erwarten, versicherte der Boehringer-Chef, – etwa für Empagliflozin chronische Herzinsuffizienz oder für Nintedanib die Anwendung gegen Mesotheliom. Außerdem stünden zwei potenziell sehr lukrative Biosimilars in den Startlöchern: Ein Nachbau des Roche-Blockbusters Bevacizumab (Avastin®) sowie eine eigene Version des Rheuma-Antikörpers Adalimumab (Original: Humira® von Abbvie). Das Adalimumab-Similar befinde sich bereits sowohl in Europa als auch in den USA im Zulassungsverfahren. Für 2019 sei mit ersten Zulassungen des Antikörpers Risankizumab zu rechnen, der in den vier Indikationen Psoriasis, Psoriasis-Arthritis, Morbus Crohn und Asthma entwickelt wird.

Auch in der Immunonkologie wolle Boehringer mitmischen, kündigte von Baumbach an. Man arbeite an einem PD1-Hemmer, beabsichtige allerdings nicht, in Konkurrenz zu den Anbietern der aktuell oder demnächst verfügbaren Checkpointinhibitoren zu treten. Boehringer verfolge vielmehr die Strategie, Checkpointinhibitoren mit Tumorvakzinen zu kombinieren. In der zweiten PD1/PDL1-Generation, so von Baumbach, "wollen wir ganz vorne mit dabei sein".

Zahlen in Kürze – Boehringer 2016

» Umsatz: 15,9 Milliarden Euro (+7 %)

» Betriebsgewinn: 2,9 Milliarden Euro (+27 %)

» Jahresüberschuss: 1,85 Milliarden Euro (+18 %)

» F&E-Ausgaben: 3,1 Milliarden Euro (+4 %)

» Mitarbeiter: 45.692 (-4 %)

» Umsatz in Deutschland: 956 Millionen Euro (+6 %)

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