Forschung

Welche Firmen auf den Durchbruch bei Alzheimer bauen

Schon seit etlichen Jahren suchen Forscher nach einem wirksamen Medikament gegen Alzheimer. Trotz etlicher Rückschläge setzen nach wie vor einige Firmen auf dieses Indikationsgebiet.

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FRANKFURT/MAIN. Nach langem Stillstand investieren Pharmafirmen wieder in die Forschung, um ein Medikament gegen die Nervenkrankheit Alzheimer zu finden. Denn angesichts einer immer älter werdenden Gesellschaft und einer wachsenden Weltbevölkerung bieten sich der Branche auf der Jagd nach neuen Absatzmärkten hier noch echte Chancen. Und die jüngsten Fortschritte auf der Suche nach der Ursache der Krankheit lassen hoffen.

Doch die kostspielige Forschung zwingt die Konzerne oft zur Frage: Aufhören oder Weitermachen? Die US-Behörde National Institute of Health gab zum Beispiel 2016 für die Alzheimer-Forschung weit weniger als ein Fünftel der staatlichen Fördergelder für die Krebsforschung aus, in der dank der Entschlüsselung der Gene rasante Fortschritte gemacht werden.

Alzheimer sei hingegen wie eine "Lotteriebox", beschreibt Analyst Bernhard Weininger von Independent Research die Situation für die Konzerne. Niemand könne sagen, ob die aktuelle Forschung mit ihren Annahmen richtig liege. Solche Gedanken dürften sich die Manager beim US-Pharmagiganten Pfizer gemacht haben. Anfang des Jahres kündigte das Unternehmen den kompletten Ausstieg aus dem Geschäft an.

Lesen Sie dazu auch: Demenz-Diagnostik: Endlich ein Bluttest auf Alzheimer?

Neue Forschungsansätze, die kleinere giftige Verklumpungen als pathogenetisch relevant im Visier einer möglichen Therapie haben, haben nun das Interesse anderer Konzerne wieder belebt. In den USA mischen etwa die Firmen Eli Lilly und Biogen – trotz Rückschlägen – ganz vorne mit. In Europa forschen unter anderem die Schweizer Pharmakonzerne Novartis und Roche, ebenso wie Deutsche Unternehmen – darunter Boehringer Ingelheim sowie kleinere Biotechs wie Evotec oder die Firma Probiodrug aus dem sächsischen Halle.

Probiodrug-Vorstand Henrik Liebers ist zuversichtlich, dass bis 2030 Alzheimer-Patienten "ein ganzer Schwung" wirksamer Medikamente zur Verfügung stehen wird.

Der US-Konzern Biogen gilt dabei mit seiner Studie zum Antikörper Aducanumab als am weitesten fortgeschritten. Sollte diese erfolgreich sein, trauen Experten den Amerikanern Anfang des kommenden Jahrzehnts das erste wirksame Medikament zu. Auch Roche hofft auf positive Studienergebnisse bis 2021. Novartis erwartet Ergebnisse seiner Forschung in fünf bis sechs Jahren.

"Sollte einem Konzern tatsächlich der Durchbruch gelingen, dürfte das sehr lukrativ werden", sagt Analyst Weininger. Denn in der Branche werden aktuell als Richtschnur für einen künftigen Medikamentenpreis jährliche Therapiekosten in Höhe von etwa 40.000 Euro pro Patient veranschlagt. (dpa)

Die Zahl der weltweit an Demenz erkrankten Menschen wächst kontinuierlich. Derzeit gehen Schätzungen von rund 50 Millionen aus, die meisten davon leiden an Alzheimer. Bis 2030 könnte es mehr als 70 Millionen Betroffene sein. Hierzulande wird bis 2050 nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft ein Anstieg der Demenzkranken auf etwa drei Millionen erwartet.

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