Adhärenz

Patientenwünsche als Richtschnur

Ein Coaching von chronisch kranken Patienten kann helfen, deren Adhärenz zu steigern. Doch sollte die Betreuung auch auf die Anliegen der Patienten eingehen, wenn sie wirksam sein soll.

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BERLIN. Dass ein Diabetes-Coaching sinnvoll sein kann, haben viele Krankenkassen inzwischen erkannt. Sind die Programme zum Beispiel bei Diabetikern erfolgreich, werden in der Regel Folgeerkrankungen vermindert. Das senkt die Kosten.

Ein erfolgreiches Coaching kann freilich nur funktionieren, wenn die Patientenerwartungen und -wünsche berücksichtigt werden. Doch genau an der Kundenorientierung, die in anderen Branchen längst selbstverständlich ist, hapert es häufig noch, hat Professor Ralph Tunder, Leiter des Health Care Management Institutes an der European Business School im hessischen Oestrich-Winkel bei der Veranstaltung zum "Erfolgs-Rezept Praxis-Preis" in Berlin postuliert.

"Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler", betonte Tunder. Welche Wünsche und Bedürfnisse bei Patienten im Vordergrund stehen, untersucht Tunder zurzeit mit seinem Institut. Die ersten vorläufigen Ergebnisse stellte er in Berlin vor.

Krankheit verstehen

Sie zeigen, dass Diabetiker vom Coaching andere Dinge erwarten als die Ärzte, die ihnen ein solches Programm nahelegen. Während Ärzte und Diabetes-Experten mehr auf Aktivität abzielen, ist Patienten zunächst anderes wichtig, was sich gewissermaßen auch auf der Couch bewerkstelligen lässt: die Krankheit zu verstehen.

So betonten Experten und Ärzte beim Diabetes-Coaching Aspekte, die vor allem die Lebensqualität verbessern sollen: Verminderung von Ängsten, Nikotin- und Alkoholverzicht, mehr Bewegung oder Ernährungsumstellung. "Die Patienten wünschen sich dagegen, ihre Krankheit und die möglichen Folgen genauer zu betrachten", sagte Ralph Tunder. Ihnen gehe es eher um die messbare Wirksamkeit der Therapie. Die gemessenen Werte – etwa der HbA1c– dienen der Rückversicherung, dass Folgeerkrankungen vermieden werden.

Ein guter Coach spricht eine andere Sprache

Konsequenz aus den divergierenden Zielen müsse sein, die Coaching-Angebote zu verfeinern, sagte Tunder. "Kundenwünsche" müssten berücksichtigt werden, sonst verfehle die Neuerung ihre Wirkung.

Wichtig sei am Anfang ein individuelles Coaching, um sicher zu stellen, dass der Patient am Ball bleibe. Auch für beabsichtigte Verhaltensänderungen sei ein persönlicher Coach gut, sagte Tunder. Später könne diese Form in Patientengruppen, etwa Selbsthilfegruppen, in ein indirektes Coaching überführt werden. Auch moderne Technik wie Apps und Wearables könnten beim indirekten Coaching möglich genutzt werden.

Insgesamt, betonte Tunder, hätten Coaching-Programme durchaus das Potenzial, künftige Herausforderungen für Gesundheitssysteme zu bewältigen, wenn die Patientenbedürfnisse berücksichtigt werden. Ein Knackpunkt dabei sei, dass ein guter Coach eine andere Sprache als ein Arzt spreche und damit beim Patienten neue Reizpunkte setzen kann. Erfolgreiches Coaching führe letztlich dazu, dass sich die Krankheit wenigstens nicht verschlimmert. Bei der Volkskrankheit Diabetes sei das ein "Ansatz für die Payer", resümierte Tunder – also für die Krankenkassen.(juk)

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