Provinzial Nordwest

Rückzug aus Geschäft mit Klinikhaftpflicht

Auch die Provinzial Nordwest zieht sich nun größtenteils aus dem Geschäft mit der Klinikhaftpflicht zurück.

Veröffentlicht:

MÜNSTER. Mit der Provinzial Nordwest hat sich ein weiterer Versicherer zu großen Teilen aus dem Krankenhaushaftpflichtgeschäft verabschiedet. Die Sparte sei zunehmend unrentabler geworden, begründete der Vorstandsvorsitzende Ulrich Rüther die Entscheidung.

"Das Krankenhaushaftpflichtgeschäft ist unter Druck", sagte er bei der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens in Münster. Der Versicherer sei nicht mehr in der Lage gewesen, auskömmliche Prämien zu erzielen. "Deshalb haben wir eingegriffen und uns vom Geschäft verabschiedet."

Nur noch kleinere Häuser und Rehakliniken werden versichert

Das Prämienvolumen in dem Bereich sei von zwölf Millionen Euro auf unter eine Million Euro geschrumpft. Die Provinzial Nordwest versichert jetzt nur noch einige kleinere Häuser und Rehakliniken, aber keine Akutkrankenhäuser mehr.

In der Sachversicherung decke der Versicherer zwar noch viele Kliniken ab, in der Haftpflicht sei das aber nicht mehr möglich, erklärte Stefan Richter, Vorstand des Tochterunternehmens Westfälische Provinzial. "Das hohe Spätschadenpotenzial lässt sich nicht mehr über die Prämie abbilden."

Die Schaden-Kostenquote der Provinzial Nordwest habe zu Hochzeiten bei 150 Prozent der Beiträge gelegen. Der Versicherer musste also pro Beitragseuro 1,50 Euro für Schäden, Vertriebs- und Verwaltungskosten ausgeben.

Sparte steckt in roten Zahlen

Bei den Klinikhaftpflichtversicherern herrscht derzeit Katerstimmung. Nach Jahren des Preiskampfes steckt die Sparte tief in den roten Zahlen. Viele Versicherer haben bereits damit begonnen, die Prämien empfindlich zu erhöhen.

Der Versicherer Zurich hat sich sogar komplett aus dem Bereich zurückgezogen. Im Markt sind jetzt vor allem noch Allianz, Ergo, R+V und die Versicherungskammer Bayern aktiv. Die Talanx-Tochter HDI drängt mit neuartigen Policen mit verschärften Bedingungen in das Geschäft.

Die Provinzial Nordwest gehört den Sparkassen sowie dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Der Konzern ist vor allem in Westfalen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern aktiv.

Im vergangenen Jahr hat er 136,2 Millionen Euro verdient nach 116,2 Millionen Euro im Jahr 2011. (frk)

Mehr zum Thema

Point-of-Care-Diagnostik

PKV bringt schnelle PoC-Coronadiagnostik in die Arztpraxen

Drogenpolitik

Mit der Cannabis-Freigabe gewinnt die Selbstmedikation

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“