Risikolebensversicherung

Wer nicht über die Stränge schlägt, zahlt weniger

Raucher? Dick? Handwerker oder Chefarzt? Wer eine Risikolebensversicherung abschließen will, muss einiges offenbaren. Von Verbraucherschützern hagelt es Kritik. Der Wissensdurst der Assekuranzen missfällt - aber auch, dass Mindest- und Höchstbeiträge der Policen immer weiter auseinander driften.

Von Anna Gentrup Veröffentlicht:
Raucher und hoher BMI: Wer jetzt noch mit Fallschirmspringen beginnt, für den wird eine Risikolebensversicherung richtig teuer.

Raucher und hoher BMI: Wer jetzt noch mit Fallschirmspringen beginnt, für den wird eine Risikolebensversicherung richtig teuer.

© Gelpi/Fotolia.com

KÖLN. Risikolebensversicherungen bewahren Hinterbliebene durch eine Einmalzahlung vor finanzieller Not, falls der Versicherte stirbt. Die Policen sind günstiger als kapitalbildende Lebensversicherungen, bei denen der Kunde Geld anspart.

Auch die kapitalbildenden Modelle bieten Risikoschutz, doch sie sind wegen des Sparelements deutlich teurer, oder ihr Risikoschutz ist viel zu klein.

Zahlreiche Faktoren bestimmen die Höhe der Beiträge für den Risikoschutz. Das Rauchverhalten hat großen Einfluss auf die Versicherungsprämie. Bei der Deutschen Lebensversicherungs-AG, einer Tochter der Allianz, zahlen Raucher 230 Prozent mehr für Risikoschutz als Nichtraucher.

Auch stark Übergewichtige müssen mehr bezahlen. Die Cosmos Direkt verlangt ab einem Body-Mass-Index von 31 einen Extrabeitrag. Riskante Sportarten wie Motorradfahren oder Segelfliegen lassen sich Versicherer ebenfalls extra bezahlen.

Auslandseinsätze klären

Einige Anbieter schließen von der Ausbildung und dem Beruf des Kunden auf dessen Risiko, vorzeitig zu sterben. Ob der Versicherte mit gefährlichen oder infektiösen Stoffen hantiert, interessiert ebenfalls.

Doch der Umgang mit Kanüle und Skalpell kostet Ärzte keine Extrabeiträge, weiß Miriam Michelsen, Leiterin des Bereichs Vorsorge beim Finanzdienstleister MLP: "Die berufsspezifischen Risiken von Ärzten, wie etwa ein höheres Infektionsrisiko, haben auf die Beitragshöhe einer Risikolebensversicherung keinen Einfluss."

Mediziner sollten aber Sondersituationen wie Auslandseinsätze rechtzeitig abklären, weiß Michelsen. Denn die sind meist nicht im Versicherungsschutz inbegriffen.

"Ärzte sollten sich vor dem Abschluss einer Risikolebensversicherung bereits im Klaren sein, ob Sie einen Auslandseinsatz, zum Beispiel in Krisengebieten zur humanitären Hilfe, in Betracht ziehen".

Wer bereits eine Risikolebensversicherung hat, sollte im Vertrag nachlesen. Michelsen: "Die Versicherungsbedingungen der Policen geben Auskunft, inwieweit auch Auslandseinsätze abgesichert sind. Sie nach Vertragsschluss zusätzlich abzusichern, ist nicht möglich."

Risikoselektion über den Preis?

Von der detaillierten Preisfindung hält Verbraucherschützer Michael Wortberg von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, nichts. "Nur das Kundenalter, die Vertragslaufzeit und die Versicherungssumme sollten die Beitragshöhe beeinflussen". Wortberg vermutet, dass Preisunterschiede den Anbietern helfen, Menschen mit höherem Risiko abzuschrecken.

"Über günstige Beiträge können Versicherer Kunden mit wenig Risiko gewinnen. Risikokunden könnten sie entsprechend verprellen". Versicherer bieten bereits spezielle Policen an, die Risikokunden ausgrenzen.

Etwa die Fit-Police der Hannoverschen Versicherung. Diesen Schutz bekommt nur, wer zwischen 30 und 65 Jahre alt ist, seit mindestens zehn Jahren nicht raucht, einen Body-Mass-Index unter 26 und keine gefährlichen Hobbies hat.

Ob Normaltarif oder Fitness-Police - wichtig ist, eine ausreichend hohe Versicherungssumme einzuplanen, weiß Wortberg. "Das Geld muss ausreichen, um Hinterbliebene vier Jahre abzusichern. Diese Zeit braucht eine Familie mindestens, um ihre finanzielle Lage neu zu organisieren."

Hauptverdiener sollten das Vierfache ihres Nettogehaltes als Versicherungssumme ansetzen, wenn sie ihre Familie absichern möchten. "Das ist nur ein grober Richtwert. Wer zum Beispiel einen Kredit zurückzahlen muss, wird mit dieser Summe keinesfalls auskommen."

Außerdem gilt es, verschiedene Vertragsangebote auf wichtige Leistungsdetails zu prüfen: Eine Nachversicherungsgarantie erlaubt es, bei besonderen Lebensereignissen die Versicherungssumme zu erhöhen.

Die Verlängerungsoption ermöglicht es, die Vertragslaufzeit nachträglich auszuweiten. Und die vorgezogene Todesfallleistung sichert bereits dann Auszahlung zu, wenn der Versicherte nur noch kurz zu leben hat.

Mehr zum Thema

Point-of-Care-Diagnostik

PKV bringt schnelle PoC-Coronadiagnostik in die Arztpraxen

Drogenpolitik

Mit der Cannabis-Freigabe gewinnt die Selbstmedikation

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“