PKV

Generali belohnt künftig gesundes Verhalten

Zu Beginn der zweiten Jahreshälfte führt der Versicherer Generali Tarife ein, die Gesundheitsdaten berücksichtigen.

Von Friederike Krieger Veröffentlicht:

KÖLN. Giovanni Liverani, Deutschlandchef des Versicherers Generali, tat am vergangenen Mittwochabend etwas Untypisches. Statt das EM-Spiel seines Heimatlandes Italien gegen Irland zu verfolgen, ging er mit seinem Sohn im Englischen Garten von München laufen. Zu diesem Verzicht habe ihn das neue Vitality-Programm der Generali getrieben, betonte er.

Sein mit dem Programm verbundener Fitness-Tracker hatte am Abend gemeldet, dass er nur 20 Prozent seines empfohlenen täglichen Sportpensums abgeleistet hatte. Das wollte er nicht auf sich sitzen lassen - und zog die Joggingschuhe an. "Das hätte ich ohne das Programm nicht gemacht", sagte er. Für Liverani ist das der Beweis, dass Vitality funktionieren wird.

Das vom südafrikanischen Versicherer Discovery entwickelte Programm belohnt Versicherungsnehmer für gesundheitsbewusstes Verhalten mit Prämiennachlässen und anderen Rabatten. Generali hat die Lizenzrechte für Kontinentaleuropa gekauft und will das Programm als erstes am 1. Juli 2016 in Deutschland starten - zunächst in der Risikolebens- und in der Berufsunfähigkeitsversicherung. Die Krankenversicherung soll 2017 folgen.

Kostenreduzierung um bis zu 17 Prozent

"Wir erfinden Versicherung neu", sagte Liverani. "Statt nur Schäden zu zahlen, wollen wir Kunden Anreize und Empfehlungen geben, um Schäden zu vermeiden". Mit dem Programm will Generali dafür sorgen, dass die Kunden des Versicherers länger fit bleiben - und nicht berufsunfähig werden oder vorzeitig sterben.

Laut Daten des Programm-Entwicklers Discovery lassen sich die Kosten der Versicherungsnehmer für Klinikaufenthalte durch mehr Bewegung um bis zu 17 Prozent und die Sterblichkeit um bis zu 60 Prozent senken.

Vitality besteht aus drei Stufen: Zunächst ermittelt der Kunde seinen Gesundheitszustand. Dazu muss er im Kundenportal diverse Fragen beantworten, etwa zu Größe, Gewicht, Blutzucker- und Cholesterinspiegel, Ernährungsgewohnheiten und sportlichen Aktivitäten.

Daraus wird sein sogenanntes Vitality-Alter errechnet. Das gibt oft schon einen Anreiz, mehr zu tun. "Mein Vitality-Alter ist 54, obwohl ich zwei Jahre jünger bin", erklärte Astrid Koida, Chefin von Vitality Germany. "Da sieht man: Es geht noch was." Falls die Kunden unsicher bei der Einschätzung des Gesundheitszustands sind, können sie bei der Apotheken-Kette Linda einen kostenlosen Gesundheits-Check machen.

Dann schlägt das Programm auf Basis des Gesundheitszustands individuelle Ziele für den Kunden vor. Wer einen hohen Body-Mass-Index hat, dem rät Vitality zum Abnehmen. Sportmuffel werden zu mehr Bewegung angespornt. "Ab einem gewissen Alter sind bestimmte Vorsorgeuntersuchungen empfohlen, auch das schlägt das Programm vor", erklärte Koida.

Rabatte bei Kooperationspartnern

Um Kunden zu einem aktiveren Lebensstil zu motivieren, winken Rabatte bei Kooperationspartnern. So gibt Adidas 40 Prozent Nachlass auf Sportartikel, Fitness-First bietet Vitality-Kunden eine um 40 Prozent vergünstigte Mitgliedschaft. "Wer nicht im Fitness-Studio Sport machen will, kann für 40 Prozent Preisnachlass einen Fitness-Tracker bei Garmin oder Polar kaufen und seine Schritte zählen", erklärt Koida.

Zudem gibt es 39 Prozent Rabatt bei Weight Watchers und Preisnachlässe für Raucherentwöhnungskurse.

Im dritten Schritt erhalten die Kunden für ihre Aktivitäten Punkte. Die Kunden starten im sogenannten Bronzestatus. Wer 15.000 Punkte zusammen hat, steigt in den Silberstatus auf, weitere 15.000 Punkte bringen den Goldstatus. Ab 45.000 Punkten ist der höchste Status, Platin, erreicht. "Wenn ich eine dreiviertel Stunde jogge, komme ich auf 150 Punkte", erklärte Liverani. "Wenn ich 100 Mal im Jahr laufen gehe, habe ich 15.000 Punkte zusammen". 4000 Punkte erhält ein Kunde, wenn er eine Nichtrauchererklärung abgibt.

Wenn sich Kunden für Vitality entscheiden, gibt es einen Sofortrabatt von 10 Prozent in der Berufsunfähigkeitsversicherung und von sieben Prozent in der Risikolebensversicherung. Diese Werte lassen sich durch Erreichen des Platin-Status auf bis zu 16 Prozent beziehungsweise elf Prozent ausbauen. Wer sich nur anmeldet und nichts tut, verliert den Anfangsrabatt nach einer gewissen Zeit.

Zudem erhalten Kunden je nach erreichtem Status zwischen 10 und 40 Prozent Rabatt beim Buchen einer Reise über Expedia und beim Einkaufen bei Galeria Kaufhof. Es muss sich allerdings um gesunde Ware handeln. Wer etwa Schnaps in der Feinkost- Abteilung kaufen will, muss ihn voll bezahlen.

Das Programm ist nicht unumstritten. Als Generali es 2014 zum ersten Mal ankündigte, gab es einen Sturm der Empörung. Politiker und Ökonomen warnten vor Überwachung, einer Entsolidarisierung des Versichertenkollektivs und einer Benachteiligung von chronisch Kranken.

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