Überraschende Erkenntnis

Alzheimer-Enzym wichtig für Muskeln

Das Enzym beta-Sekretase gilt als zentral in der Pathogenese der Alzheimer-Demenz. Nun hat sich herausgestellt, dass es auch an der Bildung und Funktion von Muskelspindeln beteiligt ist.

Veröffentlicht:

BERLIN. Eine neue überraschende Funktion des Alzheimer-Enzyms beta-Sekretase haben Forscher aus Berlin entdeckt.

Bisher war bekannt, dass die beta-Sekretase, kurz auch Bace1 genannt, die schädigenden Eiweißablagerungen in den Neuronen verursacht. Forscher arbeiten deshalb an Medikamenten, die das Enzym blockieren, um die Erkrankung zu stoppen.

Doch nun hat sich mit Bace1 eine Überraschung ergeben, wie das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch mitteilt: Es ist zusammen mit einem Wachstumsfaktor (Neuregulin-1) für die Bildung und Funktion von Muskelspindeln nötig, die einen konstanten Muskeltonus gewährleisten und Muskeln davor schützen, sich zu überdehnen.

Das hat der Entwicklungsbiologe Dr. Cyril Cheret und seine Kollegen vom MDC Berlin-Buch an Mäusen nachgewiesen.

Seinen Ergebnissen zufolge bilden sich die Muskelspindeln nicht richtig aus, wenn Bace1 während der Entwicklung fehlt.

Ein zweischneidiges Schwert

Ist das Enzym im ausgewachsenen Organismus blockiert, sind die Muskelspindeln in ihrer Funktion stark beeinträchtigt (EMBO Journal 2013; online 21. Juni).

Mit Blick auf die Entwicklung von Bace1-Hemmstoffen für die Behandlung bei Alzheimer-Krankheit kommt den Ergebnissen eine besondere Bedeutung zu.

Denn es ist möglich, so lautet eine Befürchtung, dass Bace1-Inhibitoren auch die Funktion von Muskelspindeln bei Patienten beeinträchtigen und damit zu Schwierigkeiten bei der Bewegungskoordination führen könnten.

In den vergangenen Jahren hatten Forscher aus Berlin-Buch, der Charité Universitätsmedizin Berlin und der Ludwig-Maximilians-Universität in München verschiedene Funktionen von Bace1 entschlüsselt.

Dabei hat sich immer wieder gezeigt, dass das Abschalten von Bace1 ein zweischneidiges Schwert sein kann. (eb)

Mehr zum Thema

Gastbeitrag zur Kardioonkologie

Herzinsuffizienz zieht Komorbiditäten an

Mitochondriale Dysfunktion

Atmungskette bei Alzheimer offenbar beeinträchtigt

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview zum 128. Deutschen Ärztetag

StäKo-Vorsitzender Herrmann: „Unsere Weiterbildungen sind überladen“

Lesetipps
Dr. Sonja Mathes sprach sich bei der Hauptversammlung des Marburger Bundes dafür aus, die Kolleginnen und Kollegen dabei zu unterstützen, die bald obligatorische Zeiterfassung für Ärzte an Unikliniken konsequent einzufordern.

© Rolf Schulten für die Ärzte Zeitung

143. Hauptversammlung des Marburger Bundes

MB-Delegierte: Elektronische Zeiterfassung an Unikliniken muss durchgesetzt werden

Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes

© Porträt: Rolf Schulten | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

Podcast „ÄrzteTag vor Ort“

Klinikärzte in der Primärversorgung – kann das gehen, Herr Dr. Botzlar?