Alzheimer: Impfforscher geben noch lange nicht auf

BERLIN (gvg). Europäische Neurowissenschaftler wollen die Suche nach einer Immuntherapie gegen Morbus Alzheimer vorantreiben. Vor allem die Möglichkeit einer passiven Immunisierung soll jetzt erforscht werden.

Veröffentlicht:

Seit Anfang 2004 widmen sich 39 Arbeitsgruppen in zwölf europäischen Ländern im Projekt Apopis (Abnormal proteins in the pathogenesis of neurodegenerative diseases) der Erforschung abnormer Eiweißstoffe, die bei neurogenerativen Erkrankungen zur Entstehung der Demenzsymptome beitragen. Fortschritte wurden vor allem bei der Alzheimerschen Erkrankung erzielt.

Hier gab es sogar klinische Studien, bei denen Patienten mit dem als ursächlich angesehenen Eiweiß Beta-Amyloid geimpft wurden. Die Impfung konnte das Fortschreiten der Demenz bremsen und führte zu einer Zunahme des Gehirnvolumens im Hippocampus. Es traten jedoch gehäuft Hirnhautentzündungen auf, die Aufnahme weiterer Patienten wurde gestoppt (wir berichteten).

Trotz dieses Rückschlags glauben die Wissenschaftler im von der EU mit zehn Millionen Euro geförderten Apopis-Projekt weiterhin an die Immuntherapie. Die Beobachtung, daß Demenz aufgehalten werden könne, sei "sensationell", sagte Professor Franz Adlkofer von der Verum-Stiftung zur "Ärzte Zeitung". Die Stiftung ist Trägerin von Apopis und koordiniert weitere Forschungen zu chronisch-degenerativen Erkrankungen.

Weil die Ergebnisse bei der Alzheimer-Immuntherapie so hoffungsvoll stimmen, wurde jetzt erneut ein Förderantrag bei der EU eingereicht. Das DIAD-Projekt (Development of immunotherapies against Alzheimer disease) soll der Nachfolger des Ende 2006 auslaufenden Apopis-Projekts werden.

Einer der Schwerpunkte soll auf der passiven Impfung mit Antikörpern liegen. Das macht Sinn, denn Ärzte der Uni Zürich haben belegt, daß die Impfung mit Beta-Amyloid vor allem bei jenen Patienten erfolgreich war, die als Impffolge hohe Antikörpertiter entwickelten.

Auch die Arbeit an einer aktiven Immunisierung soll vorangetrieben werden. Die fatalen Hirnhautentzündungen beim ersten Versuch waren Folge einer intensiven T-Zell-Reaktion, die wahrscheinlich durch das mit dem Amyloid applizierte Immunstimulans verursacht wurde. Die Suche nach einer Alternative war jedoch bisher erfolglos.

Mehr zum Thema

Kommentar zu Grenzen der Arbeitsmedizin

Diagnostik im Job: Werte vor Werten!

Grenzen der Arbeitsmedizin

Demenz-Detektion im Job? In den USA geht das!

Gastbeitrag

Die neue Alzheimer-Definition ist fragwürdig

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Inkretinmimetika

GLP-1: Wie aus dem kleinen Hormon ein Rockstar wird

Risikoanalyse

Komplikation nach Hernien-Operation: Wer ist gefährdet?

Lesetipps
Mehrkosten für die Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung seien Investition in den Erhalt der Praxen, betont Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. 

© Michael Kappeler / dpa

Kabinett winkt GVSG durch

Lauterbach macht Hausarztpraxen Mut: „Jede Leistung wird bezahlt“

Brücke zwischen zwei Steilklippen. Auf der Brücke stehen zwei Menschen.

© Usman / stock.adobe.com

Aktuelle Forschung

Antikörper – die Verkuppler der Krebsmedizin

Heiße Nächte können nicht nur nervig sein. Sie gehen auch mit einem höheren Risiko für Schlaganfälle einher, so das Ergebnis einer Studie aus München und Augsburg.

© samuel / stock.adobe.com

Studie mit Daten zu 11.000 Schlaganfällen

Tropische Nächte sind offenbar ein Risikofaktor für Schlaganfälle