Antikörper stoppt Nachschub für Darmkrebszellen

DÜSSELDORF (grue). Der gegen Gefäßwandzellen gerichtete Antikörper Bevacizumab schneidet Krebszellen von der Nährstoffversorgung ab. Das Darmkrebs-Medikament wird dabei stets mit konventionellen Chemotherapeutika kombiniert.

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Krebszellen können ohne Anschluss an das Gefäßsystem nur ein bis zwei Millimeter groß werden. Daran hat Privatdozent Joachim Drevs von der SanaFontis Klinik in Freiburg erinnert. Die Zellen produzieren den Wachstumsfaktor VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) und ziehen damit Endothelzellen zu sich heran.

Der humanisierte monoklonale Antikörper Bevacizumab (Avastin®) blockiert den VEGF-Signalweg und verhindert bei Patienten mit fortgeschrittenem Darmkrebs das Aussprossen von Gefäßen. Bereits angelegte Versorgungsbahnen zum Tumor werden aber zunächst nicht zerstört und können außer Blut auch Zytostatika transportieren.

"Darum wird Bevacizumab immer mit Chemotherapeutika kombiniert", sagte der Onkologe bei einer Veranstaltung in Düsseldorf. Der Doppel-Schlag sei erheblich effektiver als eine anti-angiogenetische Monotherapie. Das haben mehrere Studien belegt. Bevacizumab ist als Erstlinientherapie bei metastasiertem Dickdarmkrebs in Kombination mit 5-Fluorouracil/Folinsäure (5-FU/FA) oder 5-FU/FA/Irinotecan zugelassen.

Zur Angiogenese-Hemmung scheinen sich zudem manche Fusionsproteine zu eignen, so Drevs auf der Veranstaltung von Roche Pharma. Eine solche, als VEGF-Trap bezeichnete Substanz, kann gentechnisch hergestellt werden. Sie bindet 100-mal stärker an VEGF als Antikörper. In ersten Untersuchungen bei Patienten mit Nieren- oder Kolonkarzinomen führte das Protein zu Tumorstabilisierungen. Aber auch die Antikörper-Technik werde weiter verfeinert, so Drevs.

Bevacizumab hat noch einen geringen Mausmolekül-Anteil. Der neue Antikörper Panitumumab ist dagegen vollständig humanisiert. Das bisher nur in den USA als Vectibix™erhältliche Darmkrebs-Medikament ist nicht für die Erstlinientherapie zugelassen.

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