Architektur erschwert Orientierung

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DRESDEN (dpa/eb). Die Bauweise moderner Krankenhäuser und Pflegeheime erschwert demenzkranken Patienten die Orientierung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Technischen Universität Dresden.

Architekten seien jahrelang von falschen Voraussetzungen ausgegangen, als sie möglichst stark gegliederte Gebäude mit markanten Räumen und Innenhöfen entwarfen, teilten die Dresdner Forscher mit. Demenzkranke würden durch diese Bauweise unnötig verwirrt.

Für die Studie haben die Forscher am Lehrstuhl für Sozial- und Gesundheitsbauten der TU Dresden Daten zu 450 Demenz-Patienten erhoben. In 30 Heimen sollte das Personal auf einer dreistufigen Skala angegeben, wie gut sich die Bewohner dort zurechtfinden. Anschließend wurde die Orientierungsfähigkeit der Senioren mit der Architektur des Gebäudes verglichen.

Das Ergebnis: Am besten finden Demenzkranke ihren Weg in Gebäuden mit langen Fluren, in denen sie nur selten die Richtung wechseln müssen. Bei Alzheimerpatienten seien Gehirnregionen beeinträchtigt, durch die sich gesunde Menschen etwa beim Anblick einer Tür an den dahinterliegenden Raum erinnern, schreiben die Forscher.

Die Wissenschaftlerin Gesine Marquardt von der TU Dresden nennt ein weiteres Beispiel: Mit modernen Griffleisten einer Multifunktionsküche etwa könnten viele Demenzkranke überhaupt nichts anfangen. Drücke man ihnen aber einen Kartoffelschäler in die Hand, wüssten sie sofort damit umzugehen. Diese einleuchtenden Erkenntnisse seien zwar bei der Einrichtung von Patientenzimmern, etwa mit vertrauten Tapeten, schon berücksichtigt.

"Und dann bauen wir den Patienten ein hypermodernes Gebäude in einer Architektur, mit der sie nichts anfangen können? Bei den Möbeln sollte das Denken doch nicht aufhören", so Marquardt. Heime und Kliniken müssten sich stärker auf Bedürfnisse von Demenzpatienten einstellen.

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