Thirdhand Smoke

Auch Rauchrückstände sind giftig

Es ist nicht nur Tabakrauch, der der Lunge schadet. Auch Rauchrückstände, die sich zum Beispiel in Kleidern, Wänden, Möbeln festsetzen, sind schädlich, wie eine Pneumologin auf dem ERS-Kongress deutlich machte.

Von Veronika Schlimpert Veröffentlicht:
Auch Rauchrückstände sind giftig

© zabavna / stock.adobe.com

PARIS. Als Thirdhand Smoke werden Rückstände im Tabakrauch bezeichnet, die an Oberflächen und im Staub hängenbleiben, nachdem geraucht wurde.

Die Partikel werden als Gase erneut abgesondert oder reagieren mit Oxidantien und anderen Substanzen in der Umwelt, wodurch abermals toxische Produkte entstehen können.

Diese stellen vor allem für Kinder eine Gefahr dar, zum Beispiel wenn sie über den Teppich eines Raucherhaushalts krabbeln oder Gegenstände in den Mund nehmen, die Rauch ausgesetzt waren.

Thirdhand Smoke kann über den Mund aufgenommen, inhaliert oder sogar durch die Haut absorbiert werden.

Thirdhand Smoke löst mitochondrialen Stress aus

Wie schadet Thirdhand Smoke?

Eine Exposition mit Thirdhand Smoke löst mitochondrialen Stress aus und vermindert die Proliferation von neuronalen Stammzellen.

Respiratorische Symptome nehmen mit steigender Dosis zu.

Bei Mäusen wurden unter anderem Veränderungen im Leberstoffwechsel und in der Angiogenese beobachtet sowie eine vermehre Thromboseneigung.

Wie in dem beim Kongress der European Respiratory Society (ERS) in Paris vorgestellten Review von Ana Diez-Izquierdo, International University of Catalonia in Barcelona, und Kollegen berichtet wird, löst eine solche Exposition mit Thirdhand Smoke mitochondrialen Stress aus.

Außerdem wird die Proliferation von neuronalen Stammzellen vermindert und respiratorische Symptome nehmen mit steigender Dosis zu (Environ Res. 2018 Jul 11;167:341-371).

Bei Mäusen wurden darüber hinaus Veränderungen im Leberstoffwechsel und in der Angiogenese beobachtet sowie eine vermehre Thromboseneigung. Veränderungen der Eosinophilen-, B-Zellen- und Thrombozyten-Zahlen ließen sich feststellen.

Exponierte Tiere zeigten ein hyperaktives Verhalten. Auch Mutationen in der DNA seien nach Exposition mit Third Hand Smoke nachweisbar, berichtete die spanische Wissenschaftlerin.

Insgesamt wurden in dem Review 68 Studien zu den Auswirkungen von Thirdhand Smoke ausgewertet.

Die meisten Studien konzentrierten sich auf Oberflächenrückstände von Nikotin, gefolgt von Nitrosaminen und Cotinin. Das häufigste eingesetzte Analyseverfahren war die Chromotografie mit oder ohne Massenspektrometrie.

Die Menschen sollte nach Ansicht von Diez-Izquierdo mehr über Thirdhand Smoke und dessen Folgen aufgeklärt werden. Bisher sei darüber in der Allgemeinbevölkerung nämlich wenig bekannt. Darüber hinaus hält sie es für wichtig, die Langzeitfolgen einer solchen Exposition intensiver zu untersuchen.

Quelle: ERS-Kongressdossier 2018 auf www.springermedizin.de.

Mehr zum Thema

Atemwegsinfekte

Sanofi reduziert den Preis für RSV-Prophylaxe Nirsevimab

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Inkretinmimetika

GLP-1: Wie aus dem kleinen Hormon ein Rockstar wird

Risikoanalyse

Komplikation nach Hernien-Operation: Wer ist gefährdet?

Lesetipps
Mehrkosten für die Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung seien Investition in den Erhalt der Praxen, betont Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. 

© Michael Kappeler / dpa

Kabinett winkt GVSG durch

Lauterbach macht Hausarztpraxen Mut: „Jede Leistung wird bezahlt“

Brücke zwischen zwei Steilklippen. Auf der Brücke stehen zwei Menschen.

© Usman / stock.adobe.com

Aktuelle Forschung

Antikörper – die Verkuppler der Krebsmedizin

Heiße Nächte können nicht nur nervig sein. Sie gehen auch mit einem höheren Risiko für Schlaganfälle einher, so das Ergebnis einer Studie aus München und Augsburg.

© samuel / stock.adobe.com

Studie mit Daten zu 11.000 Schlaganfällen

Tropische Nächte sind offenbar ein Risikofaktor für Schlaganfälle