Beim Schlaganfall keine Zeit verlieren - pro Minute sterben 2 000 000 Neuronen!

Transitorische ischämische Attacken (TIA) werden immer noch unterschätzt. Selbst wenn neurologische Symptome nach kurzer Zeit zurückgehen, müssen diese Patienten notfallmäßig behandelt werden, appelliert der Leipziger Neurologe Professor Dietmar Schneider zum Schlaganfall-Tag morgen. Dazu gibt es bundesweit Veranstaltungen.

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Hier gibt es die bestmögliche Therapie: Einliefereung in eine Stroke Unit.

Hier gibt es die bestmögliche Therapie: Einliefereung in eine Stroke Unit.

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Der Grund für den dringenden Appell: "Zehn bis zwanzig Prozent der TIA-Patienten erleiden innerhalb von drei Monaten einen ischämischen Schlaganfall", hat Schneider im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" betont. Diese Patienten gehörten deshalb in eine Schlaganfall-Spezialabteilung, also eine Stroke Unit, oder auf die Intensivstation, fordert der Schlaganfall-Spezialist von der Neurologischen Universitätsklinik in Leipzig.

Für die Lyse-Therapie bleibt nur drei Stunden Zeit

Auch Patienten mit Verdacht auf ischämischen Schlaganfall, die morgens mit einem gelähmten Arm oder Bein aufwachen, sollten ohne Zeitverzögerung per Notarzt eingewiesen werden, da womöglich das Zeitfenster von drei Stunden für eine Lyse-therapie noch nicht geschlossen ist. Optimal ist die Therapie nur in den ersten eineinhalb Stunden. Deshalb: "Time ist brain!", betonen Neurologen immer wieder. "Pro Minute gehen bei einem ischämischen Schlaganfall zwei Millionen Neuronen zugrunde und zwölf Kilometer Myelinscheiden", sagt Schneider.

In der Rettungskette sieht er zwei "Flaschenhälse". Der erste sei die Zeitverzögerung, mit der Patienten ins Krankenhaus kommen, weil sie ihren Zustand nicht als Notfall erkennen. Kollegen, die den Rettungsdienst mit sicherstellen, sollen Apo-plexie-Patienten sofort in Kliniken bringen, in denen 24 Stunden die Bildgebung zur Diagnostik eines Schlaganfalls zur Verfügung steht - oder noch besser, die eine Schlaganfall-Spezialabteilung haben. Damit werden Zeit für Verlegungen und Verzögerungen bis zur kausalen Therapie vermieden. Die zweite kritische Verzögerung ist der Zeit von der Aufnahme bis zur Lysetherapie. Sie sollte unter 60 Minuten liegen.

In der Akutsituation nicht gleich den Blutdruck senken!

Im Akutfall rät Schneider: Nicht den Blutdruck senken und keine Diuretika! Die Differenzialdiagnose einer hypertensiven Krise mit schlaganfallähnlichen Symptomen kann im Krankenhaus geklärt und der Patient dort intensiv kontrolliert behandelt werden. Diuretika mit der Vorstellung, ein Hirnödem verhindern zu wollen, "bringen in der Akutsituation nichts und erschweren die Versorgung im Krankenhaus", so Schneider. (ner)

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