Betablocker sehr früh nach Herzinfarkt? Bei instabilen Patienten besser nicht

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Nach Ergebnissen älterer Studien scheint die früh eingeleitete intravenöse Behandlung mit Betablockern, gefolgt von einer oralen Therapie, beim akuten Myokardinfarkt von Nutzen zu sein. So ganz einig ist man sich in der Bewertung dieser Studiendaten unter den Kardiologen aber nicht.

Entsprechend war die Bereitschaft, die Frühtherapie mit Betablockern beim Infarkt zu nutzen, von Land zu Land sehr unterschiedlich. Eine endgültige Klärung der Frage sollte die COMMIT / CCS-2-Studie herbeiführen. Außer der Wirksamkeit von Clopidogrel wurde in dieser Megastudie bei fast 46 000 Patienten auch der Effekt einer frühen Therapie mit Metoprolol - zunächst intravenös, dann oral verabreicht - beim akuten Myokardinfarkt im Vergleich zu Placebo geprüft.

Tatsächlich wurde durch Metoprolol die Inzidenz von Re-Infarkten in der Phase der stationären Behandlung signifikant um 18 Prozent reduziert (von 2,5 auf 2,0 Prozent). Auch das Risiko für Kammerflimmern konnte signifikant um 17 Prozent gesenkt werden (von 3,0 auf 2,5 Prozent).

Trotz dieser günstigen Effekte war die Sterblichkeit während der stationären Behandlungsphase in der Metoprolol- und Placebogruppe praktisch gleich (7,7 versus 7,8 Prozent). Der Grund: Auf der Negativseite der Betablocker-Therapie schlug eine deutliche Zunahme kardiogener Schocks um 28 Prozent zu Buche (von 3,9 auf 5,0 Prozent), deren Inzidenz nach Angaben von Studienleiter Professor Rory Collins aus Oxford vor allem in den ersten zwölf Stunden erhöht war.

Bei näherer Betrachtung zeigte sich, daß vor allem klinisch instabile Patienten mit Anzeichen für eine eingeschränkte Ventrikelfunktion (Killip-Klasse III) ein deutlich erhöhtes Risiko für diese Komplikation hatten. Bei diesen Patienten, so Collins, sollte zunächst die Zeit bis zur klinischen Stabilisierung abgewartet werden, um dann mit der oralen Betablocker-Therapie zu beginnen. (ob)

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