COPD ist nicht nur Husten, sondern eine generalisierte Entzündung
BERLIN (grue). Die COPD wird heute als Systemerkrankung verstanden, weshalb sich die Therapie nicht mehr allein auf die Lungenfunktion konzentriert. Ursache der erhöhten Sterblichkeit bei schwerer COPD ist offenbar eine generalisierte Entzündung, die zu Muskelabbau und Gewichtsverlust führt.
Veröffentlicht:Bei Patienten mit exazerbierter COPD sollte ein Gewichtsverlust unbedingt vermieden werden, hat Professor Claus Vogelmeier von der Universität Marburg beim Hauptstadtkongreß in Berlin gesagt.
In einer Studie hatten untergewichtige COPD-Patienten, die bei einer Exazerbation weiter Gewicht verloren hatten, eine erhöhte Mortalität, und zwar auch noch nachdem sich die Lungenkrankheit stabilisiert hatte.
"Untergewichtige COPD-Patienten sollten bei einem Krankheitsschub mit Zusatznahrung versorgt werden", empfahl Vogelmeier. Auch ein Muskelaufbau mit Mineralokortikoiden oder mit Wachstumshormonen könne erwogen werden.
Wie Vogelmeier berichtete, beschränken sich neue COPD-Therapiekonzepte nicht nur auf solche flankierenden Maßnahmen. "Es könnte sich in der COPD-Therapie sogar eine Sensation anbahnen", so Vogelmeier mit Hinweis auf erste Studienergebnisse mit All-trans-Retinolsäure (ATRA). "Dieses Retinoid ist womöglich in der Lage, durch COPD zerstörtes Lungengewebe wieder wachsen zu lassen", sagte Vogelmeier. Zunächst war bei Versuchstieren belegt worden, daß sich mit ATRA Emphyseme zurückbilden.
Die Substanz stimuliert die Ausschüttung von Wachstumsfaktoren und scheint so die Proliferation und Differenzierung von Alveolarepithel anzustoßen. Erst kürzlich vorgestellte Ergebnisse der FORTE-Studie (Feasibility of retionid treatment in emphysema) weisen auch für Menschen günstige Effekte nach. An der Untersuchung nahmen 148 Emphysem-Patienten teil, die für sechs Monate mit hochdosiertem ATRA behandelt wurden.
Dadurch verbesserten sich zwar nicht die Lungenfunktion und die Dyspnoe, aber in der Computertomographie war dichteres Lungengewebe zu erkennen. Dies könne ein Hinweis auf Regenerationsvorgänge sein, so Vogelmeier.