Debatte um Stammzellgesetz neu entfacht

BERLIN (gvg). Einige Wissenschaftler und Politiker plädieren weiter für eine Liberalisierung des Stammzellgesetzes. Trotz jüngster Erfolge sei noch viel Grundlagenforschung nötig, bevor Patienten von humanen embryonalen Stammzellen profitieren.

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Wie berichtet, ist es jetzt Wissenschaftlern gelungen, menschliche ausgereifte Hautzellen durch Transfer von vier Genen in embryonale Stammzellen zu verwandeln. Das hat die Debatte um eine für 2008 erwogene Änderung des deutschen Stammzellgesetzes weiter angeheizt. Politiker aus mehreren Fraktionen plädieren dafür, den bestehenden Stichtag 1. Januar 2002 für jene Stammzell-Linien, die Forscher nach Deutschland importieren dürfen, auf 2007 oder 2008 zu verschieben.

"Diese Initiative wird von der Gesellschaft für Regenerative Medizin vorbehaltlos unterstützt", sagte der Stammzellforscher Professor Anthony Ho aus Heidelberg bei der Herbsttagung der Gesellschaft in Berlin. Er wünsche sich zudem eine Klarstellung, dass deutsche Wissenschaftler, die im Ausland mit in Deutschland nicht erlaubten Zell-Linien arbeiten, nicht strafrechtlich belangt werden können.

Michael Kretschmer, Forschungsexperte der CDU/CSU-Fraktion, unterstützte die Forderungen. Er wandte sich gegen Stimmen, die angesichts der jüngsten Forschungserfolge die Notwendigkeit einer Lockerung des Stammzellgesetzes in Frage stellten: "Es ist kein Zufall, dass diese Ergebnisse nicht mit deutscher Beteiligung erreicht wurden", so Kretschmer. Dass Forschungsergebnisse, die nur wenige Forscher in ihrer Tragweite verstehen, von Nichtwissenschaftlern als Argument gegen eine Verschiebung des Stichtags benutzt werden, halte er für sehr fragwürdig.

Ungeachtet solcher Forderungen gibt es andere Politiker, die entschiedene Gegner einer Stichtags-Änderung sind. Dazu zählen viele Abgeordnete der Union um Hubert Hüppe sowie die Grünen. Begründung ist, die Forschungsaussichten seien vage.

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