Direkter Reninhemmer bald neue Option bei Hypertonie?

ESSEN (grue). Renin direkt zu hemmen, ist ein neuer therapeutischer Ansatz, um erhöhte Blutdruckwerte zu senken. Nach diesem Prinzip funktioniert der Wirkstoff Aliskiren, der in der klinischen Entwicklung weit fortgeschritten ist.

Veröffentlicht:

Aliskiren bindet an das Renin-Enzym und blockiert so die Spaltung von Angiotensinogen in Angiotensin I. Damit wird eine Überaktivierung des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) schon im Ansatz verhindert, wie Privatdozent Ralf Dechend aus Berlin in Essen berichtet hat.

Das Peptid hat nach oraler Aufnahme eine Halbwertzeit von etwa 30 Stunden und eignet sich für die tägliche Einmaltherapie. "Mit einer Tablette Aliskiren wird in der Dosierung von 300 mg eine effektive Blutdrucksenkung über 24 Stunden erreicht."

So faßte Dechend die Ergebnisse von Studien beim Nephrologie-Kongreß zusammen. In der Monotherapie sinkt der systolische Blutdruck um etwa 15 mmHg und in Kombination mit dem Diuretikum Hydrochlorothiazid dosisabhängig um bis zu weitere 6 mmHg.

Gut kombinierbar sei die neue Substanz auch mit ACE-Hemmern und Angiotensin-Rezeptor-Blockern, sagte Dechend bei einer Veranstaltung von Novartis. So senke die Kombination von Aliskiren und Ramipril den systolischen Blutdruck um 17 mmHg, mehr als die Einzelsubstanzen.

"Interessant ist auch die Kombination des Reninhemmers mit einem Kalzium-Antagonisten", so Dechend. In einer Studie wurde mit Tagesdosen von 150 mg Aliskiren plus 5 mg Amlodipin der Blutdruck ähnlich effektiv gesenkt wie mit täglich 10 mg Amlodipin. Dabei gab es bei der Kombinationstherapie aber deutlich weniger periphere Ödeme.

Die gute Verträglichkeit des Reninhemmers habe sich in allen Studien zur Mono- und Kombinationstherapie bestätigt, sagte Dechend. Kopfschmerzen und Schwindel seien nicht häufiger als bei Patienten mit Placebo, eine Diarrhoe komme nur bei unüblich hoher Dosierung vor. Wird das Präparat nach mehrmonatiger Therapie abgesetzt, gibt es offenbar auch keine Absetz-Phänomene. Durch die langanhaltende Blockade des lokalen RAS steigt der Blutdruck dann nur langsam wieder.

Die Zulassung des Präparats zur Therapie von Patienten mit Hypertonie ist bei der EU-Arzneimittelbehörde beantragt.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Weniger Herzerkrankungen seit 2017

Zahlen bei KHK sind rückläufig

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Praxiseinrichtung

Licht an! Die richtige Beleuchtung in der Arztpraxis

Verbändeanhörung im Ministerium

Lauterbach will mit Klinikreform endlich ins Kabinett

Registerstudie aus der Schweiz

Schlaganfallrisiko nach TAVI bis zu zwei Jahre erhöht

Lesetipps
Die Allianz Chronisch Seltener Erkrankungen warnt, die geplante Klinikreform bilde die besondere Situation für die Behandlung von Menschen mit seltenen Erkrankungen nicht ausreichend ab.

© Frank Molter / dpa

Sieben-Punkte-Papier mit Forderungen

ACHSE beklagt: Seltene Erkrankungen bei Klinikreform nicht berücksichtigt

Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung