Herzinfarkt

Ehe ist gut fürs Herz

Eheleute müssen nach einer neuen Studie nicht so viel Angst vor einem Herzinfarkt haben. Singles sind nämlich gefährdeter, vor allem was die Prognose nach einem Herzinfarkt betrifft. Die Frage ist bloß: Was ist die Henne und was ist das Ei?

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Schmatz.

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© Lisa F. Young / shutterstock

TURKU. Wenn es um das Risiko für Herzinfarkte geht, haben Verheiratete - egal ob Mann oder Frau - offenbar bessere Karten als ihre unverheirateten Altersgenossen. Das geht aus einer großen Bevölkerungsstudie aus Finnland hervor.

Eine Arbeitsgruppe um Dr. Aino Lammintausta aus Turku hat für diese Studie Daten eines finnischen Herzinfarkt-Registers (FINAMI) der Jahre 1993 bis 2002 herangezogen und mit denen eines großen Bevölkerungsregisters verglichen.

Bei der Auswertung wurden insgesamt 15.330 tödlich verlaufene oder nicht tödliche kardiale Ereignisse berücksichtigt, die einem akuten Koronarsyndrom (ACS) entsprachen (Eur J Prev Cardiol 2013; online 30. Januar).

Männer und Frauen waren davon nahezu in gleicher Häufigkeit betroffen. In mehr als der Hälfte aller Fälle führten diese ischämischen Ereignisse innerhalb von vier Wochen zum Tod.

Wie die Analyse ergab, war die Inzidenz schwerwiegender Koronarereignisse bei unverheirateten Männern um bis zu 66 Prozent und bei unverheirateten Frauen um bis zu 65 Prozent höher als im Ehestand oder in fester Bindung lebenden Personen gleichen Alters.

Noch ausgeprägter waren die Unterschiede im Hinblick auf die Prognose nach erlittenem Herzinfarkt. So war die Sterberate innerhalb der ersten vier Wochen nach dem Ereignis bei unverheirateten Männern um bis zu 168 Prozent und bei unverheirateten Frauen um bis zu 175 Prozent höher.

Gesundheitsbewusster in der Ehe?

Dass das Leben als Unverheirateter oder Single mit gesundheitlichen Risiken in Bezug auf kardiovaskuläre Ereignisse assoziiert ist, wurde schon wiederholt in früheren Studien gezeigt.

Meist standen dabei Männer im Blickpunkt. Nach der aktuellen Studie lässt sich nun wohl auch unverheirateten oder allein lebenden Frauen sowie ältere Personen ein Risiko attestieren.

Was ist am Leben ohne festen Partner riskanter? Möglich sei, dass ein per se schlechterer Gesundheitszustand Grund dafür ist, keinen Partner zu finden oder in Scheidung zu leben, so die Autoren. Der Ehestand wäre in diesem Fall nur Indikator für eine allgemein bessere Gesundheit.

Denkbar ist aber auch, dass die Ehe selbst gesundheitsfördernde Wirkung hat, etwa wegen eines stärkeren sozialen Rückhalts oder eines gemeinsam praktizierten gesünderen Lebensstils.

Einiges spricht zudem dafür, dass Infarktpatienten auf Drängen besorgter Lebens- oder Ehepartner rascher in den Genuss moderner Therapiemöglichkeiten kommen.

So stellten die finnischen Forscher fest, dass der Anteil der Männer, die schon früh eine Reperfusionstherapie erhalten hatten, unter den Verheirateten höher war.

Auch könnten Ehepartner ein Faktor sein, der zur besseren Befolgung von Maßnahmen zur Sekundärprävention beiträgt. Nur mit einer Optimierung der Behandlung seien die gezeigten Unterschiede in der Prognose jedoch nicht vollständig zu erklären, betonen die Autoren. (ob)

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